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Von Tag zu Tag: Tugend aus Not

Claudia Keller wünscht sich, dass die Politik nicht stiften geht

Auf der einen Seite sind sie stolz, die Freiwilligenagenturen, die Stiftungsherren, die Wohlfahrtsverbände: So viel privates Engagement gab seit dem Krieg nicht in Berlin. Auf der anderen Seite würden sie am liebsten verschweigen, wie viel Gutes getan wird – aus Angst, die öffentlichen Mittel werden dann erst recht gekürzt, nach dem Motto: Aus der Not machen Berliner eine Tugend. Warum nicht aus vielen Nöten viele Tugenden machen? Wir sind aber keine Stadt der barmherzigen Samariter. Der aufopfernde Helfer ist ein Auslaufmodell. Der Informatikstudent, der mit anderen Studenten in der Stadtteilbibliothek Computerkurse organisiert, tut das nicht nur, weil er sieht, dass der Bezirk dafür kein Geld hat, sondern auch, weil es mehr Spaß macht, mit anderen etwas auf die Beine zu stellen, statt alleine in der Bude zu hocken. Er erwartet dafür aber auch professionelle Rahmenbedingungen. Und die sind nur zu haben, wenn der Staat die Voraussetzungen schafft, zum Beispiel durch eine gute Bildung für alle und einen gewissen Wohlstand. Wer nicht weiß, wovon er die Miete zahlen soll, wird sich kaum für die Computerprobleme des Nachbarn interessieren.

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