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Von Tag zu Tag: Verbieten verboten

Gerd Nowakowski ist überzeugt, dass Spielen und Lärmen ein Grundrecht ist

Sie johlten, sie kreischten, sie kickten den Fußball gegen die Torwand, dass es nur so schepperte – vor einer Woche feierten zehntausende Kinder auf dem Potsdamer Platz den Weltkindertag. Glück gehabt, dass niemand vorher gegen den ungebührlichen Lärm geklagt hatte. Er hätte wahrscheinlich recht bekommen – so wie das kinderlose Ehepaar, das kurzerhand Klavierspielen verbieten ließ. Kinder sind Zukunft, das können alle Parteien ständig wiederholen, die Wirklichkeit sieht für viele Familien anders aus: Nachwuchs ist ein Störfaktor in einer kinderfeindlichen Gesellschaft, in der sich Eltern verantworten müssen, wenn die Kleinen durchs Treppenhaus tollen. Dann entrüsten sich jene Nachbarn, die zwar das Ehegattensplitting steuerlich gerne nutzen, bei ihren künftigen Renten und Pensionen aber selbstverständlich davon ausgehen, dass diese die kleinen Monster zu erarbeiten haben. Straßenlärm und Hektik erträgt man in Berlin fast klaglos, nur Kinder werden zur unerträglichen Zumutung. Nein, um einen Freibrief für Lärmterror rund um die Uhr geht es nicht – aber zur Kindheit gehört lebendige Unruhe. Und Musik. Das werden wir beim nächsten Weltkindertag wieder zu hören bekommen.

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