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Von Tag zu Tag: Vollendet

Andreas Conrad findet Gefallen an einer neuen Brückenruine

Was heißt schon Vollendung! „Festgemauert in der Erden“, ein Bauwerk Ziegel für Ziegel hochziehen, das kann ja jeder. Aber so tun, als stürze der Neubau gleich wieder in sich zusammen, als werde er nur durch ein paar Balken noch in der Schwebe gehalten – Hut ab, das nennt man Kunst! Und zudem fragt man sich natürlich, ob nicht die schon als Ruine konstruierte Teufelsbrücke nicht gerade jetzt ihre gültige, die Intentionen des Baumeisters am besten treffende Form erreicht hat. Ob nicht die Natur mittels eines, zugegeben, nicht ganz natürlichen Miniwasserfalls die menschliche Idee nur aufgegriffen und veredelt hat. Jetzt wirklich wieder zu Ziegel und Mörtel greifen? Romantisch sollte das marode Brücklein aussehen, das tut es jetzt zweifelsohne, und eine neue Touristenattraktion ist es bestimmt auch bald. Geschickt verpackt könnte man damit ohne weiteres in die „Breaking News“ der US-Sender kommen: „Glienicker Brücke eingestürzt“ – aber das traut sich natürlich keiner. So bleibt die Teufelsbrücke immerhin ein Mahnmal an die Zeiten, als Berlin es sich noch leisten konnte, ein komplettes Bauwerk zur künstlichen Ruine rückzuverwandeln. (Seite 12)

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