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Von Tag zu Tag: Von wegen Stille

Bernd Matthies prüft, wie die Flughafenpleite lokal wirken wird.

Ach, es ist ja nicht nur so, dass die Sache mit dem Flughafen weltweit bis in den Flugplan von Ouagadougou wirkt und auch dort den Eindruck verstärkt, Berlin sei, bei allen Oberflächenreizen, organisatorisch doch ein wenig verpeilt. Nicht nur! Denn auch in Berlin selbst müssen ja große Teile des Sommers neu geplant werden.

Zum Beispiel in Wedding, Pankow, sogar Spandau. Dort sollte am 3. Juni, einem im Kalender rot angekreuzten Sonntag, das Joch des Fluglärms gehoben werden. Beseelt wollten die Bürger, duldsam über Jahrzehnte, das Ende der zweiten Luftbrücke feiern, wollten bei Wein, Bier, Grillwurst und leichten Erfrischungsgetränken die Frage diskutieren, ob es ein Leben nach dem Flugbetrieb gibt und wie man die plötzliche Ruhe überhaupt aushält im Kopf. Waren Dankgottesdienste geplant? Wollten die Bürger dem Hl. Luftikus ein Flugzeugmodell opfern?

So oder so: Das ist nun alles reif für die Tonne. In den Tegeler Einflugschneisen werden im Sommer allem Anschein nach noch ein paar mehr Flieger als sonst lärmen, weil die Lufthansa ihre zusätzlichen Flüge unterbringen muss; eventuell lohnt es sich sogar, bis zur Eröffnung von BER in Tegel  einen Bahnanschluss zu bauen, denn der rentiert sich sicher innerhalb von zehn Jahren. Baulärm, Stress pur.

Und drunten im Süden? Haben sie genau den Sommer geschenkt bekommen, der dem Norden genommen wurde. Weg mit den Lärmdämmungen! Der Wintergarten kann wieder zur Terrasse zurückgebaut werden, die Freunde kehren zurück, um das Lob des blauen Himmels zu singen, ja, es können sogar weitere Protestdemonstrationen einberufen werden mit dem Ziel, das Monster vor der Eröffnung doch noch wegzuhauen.

Dann kommt der Herbst, die Fenster werden geschlossen. Und niemand plant mehr irgendetwas, bevor in BER wirklich die Landebahnbeleuchtung aufflammt.

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