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Von Tag zu Tag: Vor Malle

Ulrich Zawatka-Gerlach schaut sich nach aktuellen Reiseführern um

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Sieg! Brandenburger Tor und Linden schlagen Ballermann und Palmen. Von Mai bis Mitte Juli verkaufte der Marktriese Marco Polo im deutschsprachigen Raum mehr Reiseführer für Berlin als für Mallorca. Am Wetter kann das, schaut man aus dem Fenster, nicht liegen. Vielleicht ist das Bier doch besser als die Sangria. Oder die Touristen haben keine Lust mehr auf spanische Schnitzel mit Pommes und wollen nur noch eines: Currywurst mit Pommes.

Sollte jemand an seriösen Erklärungsmustern interessiert sein, lohnt sich der Blick auf die weiteren Buchtitel: London, Paris und Hamburg. Die Menschen zieht es offenbar nicht mehr zu Caprisonne, Strandtaverne und mückige Badeseen. Sie wollen das Pflaster betreten, das über dem Strand liegt, in Straßenschluchten eintauchen und Museen erobern. Die Metropolen als Urlaubsabenteuer, das ist der Trend. Berlin kann es recht sein, was nichts daran ändert, dass Onkel Pelle immer noch gerne nach Malle fliegt.

Nur eines irritiert: An siebter Stelle der aktuellen Reiseführer-Charts liegt der Titel „111 Orte am Niederrhein, die man gesehen haben muss“. So dicht besiedelt kann die Gegend doch gar nicht sein.

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