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Von Tag zu Tag: Wahl der Zahl

Gerd Nowakowski versucht, die Kriminalitätsstatistik zu verstehen

Trau nur den Statistiken, die du selbst gefälscht hast, pflegte Winston Churchill zu spötteln. In der Tat sind Statistiken immer politische Instrumente. Auch aus der polizeilichen Kriminalitätsstatistik für 2009 kann jeder herauslesen, was ihm politisch in den Kram passt – sowohl die Polizeigewerkschaft als auch die parlamentarische Opposition oder der Senat. Wie man rechnet, wird aber entgegen einigen Munkeleien einheitlich für alle Bundesländer geregelt – eine perfide Aktion von Rot-Rot steckt nicht dahinter. Richtig bleibt aber, dass sowohl die Zahl der Delikte als auch die Aufklärungsquote beeinflussbar ist. Werden Autofahrer – etwa aus Personalmangel – seltener kontrolliert, sinkt scheinbar die Zahl der Delikte. Das bedeutet aber nicht, dass es weniger Raser und Alkoholsünder gibt. Umgekehrt ist jede Festnahme eines Kleindealers ein aufgeklärtes Drogenverbrechen. Und die Mordstatistik wird in alarmierende Höhen getrieben, wenn Steinwürfe am 1. Mai als Mordversuche gewertet werden. Hinter dem steten Lamento der Polizeigewerkschaft über Manipulationen und fehlende Beamte gehen leicht die positiven Entwicklungen unter. Dass etwa jugendliche Gewalttäter seltener zuschlagen, zeigt den Erfolg des Intensivtäter-Konzepts bei enger Zusammenarbeit von Polizei, Staatsanwaltschaft und anderen Behörden – statistisch korrekt.

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