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Von Tag zu Tag: Wird langsam Zeit

Gerd Nowakowski erfreut sich an der entschleunigten Stadt – vorübergehend

Nein, die Manager der S-Bahn sollen sich bloß nicht einbilden, wir würden ihnen hier einfach so im Vorübergehen Absolution erteilen für ihr Versagen. Das nicht. Aber apropos vorübergehen: zu den prägenden Erlebnissen dieser Tage gehört die Entdeckung einer entschleunigten Stadt. Irgendwie scheint alles eine Spur gemächlicher als zu anderen Zeiten – und kaum ein Berliner meckert. Die Ungeduld hat sich offenbar in den Urlaub verabschiedet. Mag sein, dass es daran liegt, dass die zurückgebliebenen Berliner angesichts der vielen Touristen eine Minderheit in der eigenen Stadt geworden sind. Die Reisenden bevölkern die Straßen mit mediterraner Gelassenheit, mögen sie auch aus ganz anderen Himmelsrichtungen kommen. Da kann man sich dran gewöhnen, denkt der hippelige Berliner. Aber auf Dauer eine solche Kurbad-Atmosphäre – nee, das dann doch nicht. Die soll lieber auf Usedom, in Baden-Baden oder anderswo walten. Berlin ist nur Berlin mit viel Schwung und Überschwang, hektisch und ein wenig ruppig. Ja, da fehlt uns die S-Bahn dazu: deren flottes Geratter – das ist der Puls der Stadt. Na, ab Montag geht es ja endlich wieder los auf der Stadtbahn. Wird auch Zeit.

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