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Drinnen dominiert ein großer Kronleuchter den Raum, aber draußen, auf der Terrasse, sitzt es sich mindestens so gemütlich: "Da Gianni" in der Leonhardtstraße.

© Da Gianni / promo

Von TISCH zu TISCH: Da Gianni

Es sind oft die kleinen Gesten, die ein Lokal - neben gutem Essen - zum Lieblingsrestaurant werden lassen. Dieser Italiener ist ein prima Beispiel

Immer mal wieder werde ich von Lesern gefragt, warum ihr Lieblingsrestaurant nicht vorkomme in dieser Rubrik. Es sei doch schon so lange so gut und verdiene es bestimmt, mal besprochen zu werden. Meist drängeln sich dann doch Neueröffnungen vor, vielversprechende junge Küchenchefs oder Programmänderungen. Die Stadt ist eben auch kulinarisch schnelllebig geworden. „Da Gianni“ unweit des „Stutti“ ist mir schon öfter ans Herz gelegt worden. Das Stammpublikum nicht besonders hip, aber nett, das gemütliche Restaurant dominiert von einem riesigen Kristalllüster. Auf der Terrasse sitzen Anwohner aller Altersklassen in Freizeitkleidung vor braungewürfelten Tischdecken auf denen sich in ebensolchen Stoffservietten schweres Besteck verbirgt. Hier auf der Terrasse wird einem wieder mal ganz klar, warum Berlin als Lebensoase unbezahlbar ist.

Herzlich bedient

Vier italienische Kellner schauen nach altitalienischer Art hin und her in die Weite und brauchen jeweils ein Weilchen, bis sie erkennen, dass sie an einem bestimmten Tisch gebraucht werden. Die Bedienung ist allerdings so herzlich, dass man ihnen das rasch verzeiht. Vorweg gibt es italienisches Brot, außerdem Oliven und Kartoffelsalat. Der Prosecco, der einer schwungvollen Handbewegung der Kellnerin zum Opfer fiel, wird prompt und extra reichlich mit vielen Entschuldigungen ersetzt. Nur mal so für die Hipster unter den Gastronomen: Es sind solch kleine Gesten, die über den Erfolg mit entscheiden. Ins Restaurant gehen die Leute nicht nur, um neue Texturen und Aromen zu erleben, sondern manchmal auch einfach, um die Seele zu wärmen.

Alla mamma

Die Stracciatella jedenfalls ist eine Sonntagssuppe alla mamma, nach Soul-Food-Art gewürzt, eine Kraftbrühe mit viel zerrissenem Eierstich (5,50 Euro). Der gemischte Salat trägt tapfer jenes senffarbene, etwas altmodische, aber nicht schlecht schmeckende Dressing (5 Euro). Ach ja, da ich auch öfter mal gefragt werde, wo es Lasagne gibt: hier! Es gibt aber auch Pizza, eine passable Auswahl, der nur die Richtung „Quattro Stagioni“ fehlt. Wir nehmen Pizza Mista, riesig, kreisrund, saftig, mit reichlich Käse und Tomaten, dünnem Teig, großen Salamischeiben, leider weniger Champignons und rosa Schinkenscheiben (9 Euro). Sie schmeckt genau, wie Pizza schmecken muss, vermutlich unter anderem deswegen kommen die Leute gern hierher. Für den Männergeschmack hält die Karte ebenfalls das Passende bereit. Leider habe ich vergessen, die Saltimbocca zu zählen, die auf der Platte serviert wurden. Es waren auf alle Fälle etliche Kalbsmedaillons mit Parmaschinken, bestreut mit Salbeiblättern, die sich da in einer ganz charaktervollen Salbei-Weißweinsauce stapelten. Zart zu schneiden, nochmal sonntäglich der Geschmack. Dazu gab es grüne Bohnen, Brokkoli, Kartoffeln und Karotten (9,50 Euro).

Doppelter Genuss

Danach passte nur noch ein leichtes Dessert. Das wollten wir uns teilen, aber die umsichtige Kellnerin hatte das Zitronensorbet mit Prosecco, Apérol und Wodka schon in der Küche in zwei kleine Portionen aufteilen lassen. So aß es sich natürlich noch besser (8,50 Euro). Was beliebte Restaurants ebenfalls ausmacht, ist die Flexibilität im Umgang mit dem Gast. Die ersetzt den Tanz der Eitelkeiten am Herd. Sehr glücklich waren wir mit dem Wein, einem Sauvigon aus Sizilien, der mit seinen erfrischend herben Anmutungen von Grapefruit und Gras fast ein bisschen nach Neuseeland schmeckte und unsere vergleichsweise schlichten Genüsse veredelte (22,50 Euro) In den hippen Läden wird einmal manchmal Kaffee angeboten, den man anschließend auch noch bezahlen darf. Hier gab es Sambuca aufs Haus.

- Da Gianni. Leonhardtstr. 1, Charlottenburg, Tel. 81 01 34 09, geöffnet täglich ab 11.30 Uhr.

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