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Berlin: Von Tisch zu Tisch: Die zwölf Apostel in Wilmersdorf

Das ist nun schon das dritte Restaurant der XII Apostoli in Berlin. Und von außen sieht es genauso warm und viel versprechend aus wie seine Geschwister in der Bleibtreu- und in der Georgenstraße.

Das ist nun schon das dritte Restaurant der XII Apostoli in Berlin. Und von außen sieht es genauso warm und viel versprechend aus wie seine Geschwister in der Bleibtreu- und in der Georgenstraße. Die Zahl drei lässt zwar die Alarmglocken schrillen (Systemgastronomie!), aber davon lassen wir uns nicht abschrecken. Die Hinweise, dass die Gäste in diesem Restaurant eben doch nur ganz kleine Rädchen im Getriebe sind, mehrten sich allerdings schnell.

Obwohl wir reserviert hatten, dies sogar mit dem Sonderwunsch nach einem extraruhigen Tisch, hatte man nichts speziell für uns frei gehalten, eine vage Handbewegung nach "da drüben" musste reichen: "Suchen Sie sich doch was aus."

Das ist so ziemlich das Gegenteil der Behandlung, die man in Blankenese erfährt. Wir suchten uns also was - und erstaunlich, was es alles zu entdecken gab: eine sehr verführerische kleine Nische, im Souterrain noch mal ein urgemütliches Kaminzimmer und weitere Räume. Doch zu spät. Der Frage nach einem möglichen Wechsel begegnete der Service mit entmutigender Skepsis: Diese Tische seien doch nicht groß genug.

Nun ja, ein Rätsel blieb zunächst auch die ständig in Bewegung befindliche Prozession Richtung Eingang. Dort schuf ein Sushi-Meister die Verbindung apostolischer Fischerbezüge mit trendigem Genussambiente. Wir entnahmen später der Karte, dass hier sonntags und montags ein asiatisches Buffet für 25 Mark zur Verfügung steht, ein ziemlich guter Deal, wenn man bedenkt, was Sushi sonst so kosten. Aber ach, Rationalität war das Gebot der Stunde. Ich hatte als Vorspeise einen Salat mit rohem Gemüse und Mozzarella bestellt und als Hauptgericht aus der asiatischen Abteilung Saté: Hühnerspieße mit Erdnuss-Kokossauce und Chili-Dip. Mein Begleiter hatte sich für die Tagliatelle Verdi mit Entenragout entschieden (22 DM). Einfachheitshalber haben sie dann alles zusammengebracht. Eine riesige Schüssel Salat, daneben einen monströsen Teller Saté und die Tagliatelle. Wenn ich mit einem fremden Menschen dagewesen wäre, hätte ich mich wohl unter den Tisch geschämt, weil mich das zeitgleiche Auftragen von zwei Gängen wie der letzte Vielfraß aussehen ließ.

Außerdem wusste ich nicht so genau, wie ich das bewältigen sollte. Eigentlich ist der Salat ja Vorgericht, andererseits werden Hühnerspieße kalt. So wählte ich den dritten Weg und probierte zunächst mal von den sehr bissfesten, aber auch sehr guten grünen Nudeln meines Begleiters und dem reichlichen und würzigen Entenragout (18,50 DM).

Dann entschied ich mich für den pragmatischen Ansatz und tauchte zunächst die schönen, krossen Hühnerstücke abwechselnd in die sanfte Erdnusssauce und in die frische, scharfe Chilisauce. Anschließend machte ich mich über den Monstersalat her, und dachte so für mich, dass die orientalische Art, Gemüse klein zu schneiden, auch was für sich hat. Hier gab es wilde Dschungelblätter und einige Stifte, Möhre, Gurke, Rettich. Den Mozzarella ernannte ich zum Nachtisch ehrenhalber und hob ihn bis zum Schluss auf (15,50 DM). Die Karte hatte zum Dessert nur wahlweise zwei verschiedene Cremes und Käsekuchen versprochen, nichts, was mich an diesem Punkt noch ernsthaft gereizt hätte.

Den Prosecco fand ich mit neun Mark einfach zu teuer kalkuliert, der Bellini (10 DM) kam mit schlappem, industriellem Pfirsichsaft daher. Dennoch erlebten wir den deutlichsten Hoffnungsschimmer für das Restaurant bei den Getränken: Wir hatten eine Flasche Vernaccia di San Gimignano bestellt. Der war aber so sauer-bitter, dass wir die Flasche nicht akzeptieren mochten. Anstandslos tauschte der, wo nicht fürsorgliche, so doch sehr souveräne Oberkellner die Flasche gegen einen angenehmen Soave Classico (45 DM).

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