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Lange zart grau-grüne Sofas, lackierte Tische: das Restaurant "Gärtnerei" in Mitte zeigt sich stilvoll und modern.

© Gärtnerei / promo

Von Tisch zu Tisch: Gärtnerei

Das Ambiente wird dem blumigen Namen gerecht: üppige Pflanzenarrangements, ruhige Atmosphäre. Und das Fazit nach dem Menü? Genuss auf ganzer Linie

Das Ambiente in der Gärtnerei ist ausgesprochen angenehm. Große Blumenarrangements und die kunstvoll zurecht gestutzte Krone eines kahlen Baumes setzen ästhetisch ansprechende Akzente über langen, zart graugrünen Sofas und lackierten Holztischen mit dicken weißen Kerzen drauf. Ein Kristallleuchter im hinteren Teil verleiht dem Raum eine dezent festliche Note. Zum rosa Crémant (7 Euro) gibt es köstliches Sauerteigbrot mit hausgemachter Leberwurst und grüner Tannennadelbutter. Ein Schälchen mit grob gekörntem Salz steht auch bereit, vermutlich aus dekorativen Gründen. Zwei Leute bespielen den dreigliedrigen Raum, der leider nicht so gut gefüllt war, wie er es vermutlich verdienen würde.

Schneller Service

Es dauerte gar nicht übermäßig lange, bis die Speisen aufgetragen wurden. Die sehr schön aromatische dunkle Geflügelbrühe wurde erst bei Tisch über eine reichhaltige Einlage aus Flädle, Sellerie- und Karottenstreifen in die Terrine gegossen. Dazu gab es ein gezupftes Chicken Sandwich, das man sich vorstellen muss wie ein Sauerteigbrot-Crostino mit zartem Hühnerfleisch drauf (9 Euro). Das sehr freundlich-ambitionierte Serviceteam, war auch gut informiert über die Zutaten und Zusammensetzung der Speisen, das ist immer ein gutes Zeichen. Sie vermittelten deutlich den Eindruck, dass sich die „Gärtnerei“ durchaus als Gourmet-Restaurant versteht. Ob das strategisch geschickt ist, möchte ich dahingestellt sein lassen. Allerdings ließen sich die jungen Leute, die in der Nähe saßen, davon auch nicht weiter beeindrucken, aßen nur einen Gang und stürzten sich dann formlos ins Berliner Nachtleben. Die Zeiten der umständlichen Riten sind auch in der gehobenen Küche vorbei. Den Blumenkohl kann man in zwei Größen bekommen, als Vorspeise und als Hauptgericht. Die Varianten umfassten neben klassisch al dente gekochtem auch säuerlich eingelegten Blumenkohl, Blumenkohlschaum und köstliches geröstetes Püree, dazu drei Scheiben vom gehobelten schwarzen Trüffel (11 Euro).

Ambitionierte Hauptgerichte

Bei den Hauptgerichten legte die Küche noch einmal richtig zu, wobei es da vielleicht einen Tick unkomplizierter hätte sein dürfen. Zum Coq au Vin gab es neben gezupftem Fleisch auch ein glattes, superzartes Stück Hähnchen, Schwarzwurzeln waren als Salat und bissfeste Stäbchen mit dem typisch winterlichen Geschmack angerichtet auf lindgrünem Petersilienpüree und geschmolzenen Zwiebeln, dazwischen lagerten halbe Weintrauben, und Pilzragout gehörte auch noch dazu. Vom Geschmack her war das einwandfrei, wirklich sehr gut, nur die Optik wirkte ein bisschen zu unruhig. Vielleicht müsste der Koch das Weglassen noch etwas üben (18 Euro). Ganz und gar wunderbar war die schneeweiße, frische Scholle, in Geschmack und Konsistenz perfekt. Dazu gab es Rote Bete in Stücken und als Lack auf dem Teller verteilt, außerdem saftiges Steckrübenpüree und Erdbirne, also Topinambur. Das schmeckte alles sehr gut (22 Euro).

Ein Baum beherrscht den Gastraum, der Kronleuchter veredelt die Szenerie. Die "Gärtnerei" macht ihren Gourmet-Anspruch schon im Ambiente deutlich.
Ein Baum beherrscht den Gastraum, der Kronleuchter veredelt die Szenerie. Die "Gärtnerei" macht ihren Gourmet-Anspruch schon im Ambiente deutlich.

© Gärtnerei / promo

Rundum genüsslich

Leise Überfrachtung bei gleichzeitigem Wohlgeschmack kennzeichnete schließlich auch das Dessert mit – unter anderem – Wacholder, Tonkabohneneis, Salzkaramell, dehydrierten Birnen, Mandelküchlein, Birnengelee und Parfait von weißer Schokolade (9 Euro). Zur Rechnung gab’s dann vergleichsweise schlichte Nussschokolade mit einer Ahnung von Minzgeschmack. Auch die Weinkarte hat den Trend zum Originellen. Der von der netten Service-Dame empfohlene Weißwein aus roten Trauben, ein 2015er Pfälzer Blanc de Noir von Arnold, passte ausgesprochen gut zu den facettenreichen Speisen. Und die ruhige Atmosphäre, die Luft zum Durchatmen ließ, verstärkte diesen Genuss noch.

- Gärtnerei. Torstr. 179, Mitte, Tel. 24 63 14 50, Di bis Sa ab 18 Uhr.

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