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Das gefällt der Szene: Blanke Holztische, stylisches Ambiente, gute Küche, stilvoll serviert. Das Restaurant "Lokal" in der Linienstraße hat sein Publikum schon gefunden.

© Doris Spiekermann-Klaas

Von TISCH zu TISCH: "Lokal"

Der Laden brummt sowieso schon, zur Berlinale dürfte das Mitte-Restaurant noch voller werden: stilvoll, dennoch gemütlich und mit feiner Küche

An den umliegenden Tischen wurde Englisch in verschiedenen Akzenten gesprochen. Das „Lokal“ ist ein Restaurant, wie es das internationale Publikum liebt. Blanke Holztische mit dicken weißen Kerzen drauf verbreiten eine urige Gemütlichkeit. Eine lange Tafel eignet sich für Geburtstagsrunden und andere Festlichkeiten, die einen nicht zu niedrigen Lärmpegel vertragen. Dazu gibt es für etwas intimere Begegnungen natürliche Nischen, die durch Säulen abgetrennt sind. Zwischen weißen Wänden mit moderner Kunst sind die Tische ziemlich eng gestellt, dabei ist aber immerhin alles gut ausgeleuchtet. Der Service ist professionell, freundlich und flott. Auch wenn man vergessen hatte, unsere Reservierung zu notieren, bekamen wir trotzdem noch einen recht ordentlichen Tisch. Was nicht selbstverständlich ist, denn der Laden brummt chronisch. Während der Berlinale wird das wohl nicht besser werden, denn diese Art Lokal lieben Medien- und Filmpilger.

Alles so schön weiß hier

Die Kartoffelsuppe mit drin schwimmendem Feldsalat war überraschend sahnig, sehr schön gewürzt, aber doch ziemlich mächtig und mit ihrer fast schneeweißen Farbe verfremdet. Da nun mal das Auge mitisst, war es an dieser Stelle etwas irritiert (4 Euro). Die Farbe Weiß scheint dem Koch am Herzen zu liegen. Denn das Tatar vom Rind war rot-weiß meliert, was an dem allerdings recht originellen Einfall lag, das Fleisch mit nicht zu aufdringlich schmeckender Selleriemousse zu vermischen. Und das war dann auch noch mit einer Krone aus Radieschen-Scheiben und Minirübchen versehen. Ringsum eine Garnitur aus possierlichen Miniaturen, zum Beispiel aus Topinambur. Teils schmeckten sie ein bisschen zäh, vor allem die Selleriewürfel auf einem Dip, das noch etwas großzügiger hätte portioniert sein können. Brokkoli war korrekt al dente gegart. Insgesamt schmeckte das abwechslungsreich und gut. Man muss Tatar nicht unbedingt mit Bergen von Zwiebelwürfeln anreichern, um es in einen Genuss zu verwandeln. Das wurde hier ganz angenehm bewiesen (14 Euro).

Die können auch vegetarisch

Auch das vegetarische Gericht zeigte Mut zur Kreativität. Der hauchdünne Pfannkuchen, ein Crepe, war vielleicht an den Rändern ein bisschen hart geraten, aber dafür zu einer schönen Skulptur hochgezogen und anmutig gefaltet. Das scheinbare Chaos auf dem Teller, bestehend aus einer ordentlichen Portion hellen Sauerkrauts, weißen, nicht weiter angeschmolzenen Briestücken, dekorativem Mangold, Austernpilzen, Topinambur und Birnenschnitzen fügte sich im Mund zu einem harmonischen Geschmackserlebnis (16 Euro). Sehr gut, weil zart, fein und saftig war der Waller auf interessant gestalteten Beilagen. Die Rotkohlstreifen ähnelten fast vereinzelten Spaghetti, dazu gab es Sellerie, Rettich und Steckrübe bunt gemischt. Der Einsatz saisonaler Gemüsesorten ist ein Markenzeichen des Lokals, was ganz sicher zu seiner Popularität erheblich beiträgt (23 Euro).

Die elegante Lösung

Die kleine Weinkarte ist pragmatisch zusammengestellt. So gibt es guten Winzersekt (5 Euro), verschiedene deutsche Lagen mit Preisen zwischen 20 und 30 Euro pro Flasche. Der leichte Grüne Veltliner von Jurtschitsch aus dem österreichischen Kamptal harmonierte gut mit dieser gesunden Küche (26 Euro). Zum Dessert gab’s ein Apfel-Streuselküchlein mit einer Karamell-Portweinmasse, die ursprünglich als Parfait komponiert war und nun schöne Fäden zog. Eine Kugel Ziegenfrischkäse passte als erfrischende und zeitgemäße Alternative zur guten, alten Schlagsahne perfekt zum Kuchen (7 Euro). Solche eleganten Variationen dürfte es gern mehr geben.

- Lokal. Linienstraße 160, Mitte, Telefon 28 44 95 00, geöffnet täglich ab 17 Uhr.

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