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Der Betreiber ist neu, das Ambiente ist geblieben: Das "Lubitsch" in der Bleibtreustraße ist wieder da.

© promo

Von TISCH zu TISCH: Lubitsch

Das Publikum ist noch immer gediegener alter Westen. Und das "Lubitsch" ist auch nach dem Pächterwechsel, was es früher war: ein gutes Speiselokal

Lubitsch heißt auf Russisch lieben. Auch deshalb, so wollten es einst die Gründer, hieß dieses Restaurant so, nicht nur wegen des gleichnamigen Regisseurs. Der derzeitige Betreiber hat den Namen beibehalten, um Kontinuität zu beweisen. Heute bezieht sich der Name ausschließlich auf den Regisseur von Werken wie „Ninotschka“, wohl auch, um es noch deutlicher als „beliebten Treffpunkt der Film- und Fernsehbranche“ zu verkaufen, was bei Touristen bekanntlich immer zieht.

Tschüss, Schmuddelwinter

Einige Monate hatte das Restaurant, das in seinen Anfängen, vor zwei Jahrzehnten, rasch zum Darling der Hochkultur avancierte, leer gestanden. Vor der Schließung hatten sich unverbesserliche Stammgäste allerdings auch mit beklagenswerten Abstrichen abfinden müssen. Nun ist ein Nebenraum hinzugekommen, der Platz für etwa 30 Leute bietet, aber mindestens im unaufgeräumten Zustand nicht sehr viel Lust macht, dort die nächste Fete zu feiern. Der Schlauch mit der Bar am Kopf ist geblieben. Man sitzt auf langen Bänken oder harten Stühlen, ein mächtiger Lilienstrauß duftet auf dem Bartresen, und das Publikum ist ganz gediegener alter Westen, ein guter Ort also, sich den schmuddeligen Berliner Winter schön zu trinken. Der kühle Riesling-Sekt eignete sich da schon mal sehr gut (6,50 Euro). Der Ober erschien ein wenig überjovial, auf Kommentare zum Bestellten kann man ja gut verzichten, vor allem, wenn sie über das etwas antiquierte „sehr gute Wahl“ hinausgehen. Am Ende lief der Service aber erfreulich flott. Den Ziegenkäse gab es mit Sesamsauce und dekorativ verteilten Pflaumen, aber ohne den angekündigten Rucola, weil der Koch, wie man uns mitteilte, kurzfristig entschieden hatte, dass der Geschmack von Rucola zu dieser Kombination nicht passe (11,50 Euro). Gefüllte Datteln lagen gut gepolstert auf einer fruchtigen Creme-Fraiche-Sauce, dazu gab es winzige Chips vom Lammschinken (10,50 Euro). Das schmeckte gut und modisch orientalisch dazu.

Esst mehr Obst!

Auch früher gab es hier schon gute vegetarische Gerichte. Diese Tradition setzten unter anderem die Vorarlberger Käsespätzle fort, die ausgezeichnet und nicht zu mächtig mit geschmorten Cherry-Tomaten und knusprigen Röstzwiebeln inszeniert waren. Dazu passte ein frischer, etwas süßlich schmeckender Gurkensalat (13,50 Euro). Saftig war das Zanderfilet in der Sesamkruste auf Basilikumrisotto und Safranschaum. Das versprochene „feine Gemüse“ war leider sehr unterrepräsentiert (18,50 Euro). Der Umgang mit Obst und Gemüse könnte hier durchweg noch großzügiger werden. Für die „Mousse au Chocolat“ zum Nachtisch hatte ich mich vor allem deshalb entschieden, weil dazu „frisches Obst“ in Aussicht gestellt wurde. Das bestand dann aber aus sechs winzigen Pflaumenscheibchen, die sich vor den beiden Kugeln allerdings recht guter Mousse ihrer Winzigkeit schämten (6,50 Euro). Der Pfälzer Grauburgunder war okay, aufregend ist die Weinkarte aber nicht (26,50 Euro).

- Lubitsch. Bleibtreustraße 47, Charlottenburg, Tel. 88 62 66 60, geöffnet täglich von 9.30 bis 23 Uhr. www.restaurant-lubitsch.de

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