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Von TISCH zu TISCH: Peter Paul

Wer Lust hat, deutsche Küchenklassiker modern interpretiert und in edlem Ambiente zu genießen, sitzt in diesem Mitte-Restaurant richtig

Das Konzept ist so einfach wie genial und wird hoffentlich viele Nachahmer finden: Im Peter Paul bieten David Canisius und Heiko Martinez Klassiker der deutschen Küche im Miniaturformat zum Naschen an. Kein Wunder, dass der Laden brummt. Schick eingerichtet ist er nämlich auch, die Wände schimmern in edlem Schwarz, lange Bänke und bequeme Sessel umrahmen moderne Holztische mit gemusterten, modern wirkenden Tellerchen, schwerem Besteck und festen Stoffservietten. Eine Geburtstagsecke mit einer vergleichsweise intimen kleinen Tafel gibt es auch. Die Großväter der Betreiber fungieren hier als Namensgeber, einer von ihnen hat auch die Ölgemälde an der Wand beigesteuert. Die Beleuchtung ist so, dass der Hipster mit internationalem Hintergrund gut zur Geltung kommt, ohne allzu gleißend ausgeleuchtet zu werden oder zwecks Speisekartenlektüre die Taschenlampe zücken zu müssen.

Duftende Kleinigkeiten

Der Service ist schnell und effizient. Noch bevor man uns mit dem Konzept vertraut gemacht hat, folgten die Augen bereits den großen Tabletts, auf denen appetitlich duftende Kleinigkeiten vorbei getragen wurden: Fischstäbchen mit Schmand, Kassler mit Sauerkrautschaum, in Buttermilch eingelegtes Knusperhuhn mit Brunnenkresse-Joghurt. Mineralwasser sprudelt in hübschen Gläsern. Nur das Versprechen, dass zunächst die kalten, dann die warmen Speisen aufgetragen werden würden, blieb ungehalten. Am Ende kam tatsächlich alles auf einmal.

Kleine, feine Klassiker

Zunächst probierten wir als Gruß aus der Küche ein Espresso-Tässchen voll mit einer klaren, sehr schön scharfen Rote-Bete-Suppe – bestimmt kein Klassiker, aber eine gute Einstimmung auf die originellen Varianten, die uns erwarteten. Wer die deutschen Küchenklassiker je in muffigen Touristenkneipen als matschige Speisegebirge auf viel zu großen Tellern erlebt hat, kann hier seine Traumata los werden. Ein knackiger und gleichzeitig cremiger Salat aus Staudensellerie, Quark, Radieschen- und Apfelstückchen, bestreut mit geröstetem Buchweizen, war leicht und so zurückhaltend gewürzt, dass er vor allem frisch schmeckte (4 Euro).

Beilagen zum Kombinieren

Die Berliner Bouletten trugen in ihrer supersanften Konsistenz zur Ehre der ganzen Gattung bei auf einer milden Senfcreme und mit feinen, dünnen, gerösteten Zwiebeln und Kräutern garniert (4,50 Euro). Berliner Currywurst gehört in unterschiedlichen Noten, hier mit Orange, inzwischen fast überall dazu. Der Wunsch nach etwas mehr Ketchup wurde postwendend erfüllt. Die Wurst selber war von deutlich überdurchschnittlicher Qualität (5 Euro). Auch Beilagen kann man hier frei kombinieren, zum Beispiel einen Gurkensalat mit einem großzügigen Klecks Schmand, der ebenfalls so dezent angemacht war, dass dem Eigengeschmack der Gurken die Hauptrolle überlassen blieb (3 Euro). „Himmel und Erde“ kam in Gestalt von drei grazilen Türmchen. Kartoffelpüree gab das Fundament, darauf ein Stückchen gute und ziemlich feste Blutwurst unter einem Dach aus winzigen Apfelwürfeln und Röstzwiebeln (8 Euro).

Nichts aus Omas Kochbuch

Zum Dessert schmeckte „Schwarzwälder Kirsch“ in einer internationalisierten Variante: Der Boden war schokoladig wie ein Fudge-Brownie, darüber Sahne, Kirschkompott und ein dünner, krosser Keks (4,50 Euro). Die geflämmte Macadamia Meringue entstammte sicher nicht Omas Kochbuch, wenn man von den frischen Himbeeren mal absieht, passte aber auf ihre unaufgeregte, cremig-knusprige Art gut in den gesamten Küchenstil. Dazu passte ein Pfälzer Riesling, der auch immer punktgenau nachgegossen wurde. Die wiederholten Erkundigungen des Service wirkten da fast wie „fishing for compliments“.

- Restaurant Peter Paul. Torstr. 99, Mitte, Tel. 43 77 30 43, Di-Sa ab 17 Uhr, www.peterpaul.berlin

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