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Unter Segel sitzen. Die Aussicht auf der Spree-Arche ist grandios.

© Dirk Laessig

Von Tisch zu Tisch: Spree-Arche

Bodenständiges im schwimmenden Blockhaus - das gibt's auf der Spree-Arche in Friedrichshagen.

Sie erwarten hier mal was Bodenständiges in grüner Atmosphäre? Schwer zu finden. Das ist ein Saisongeschäft, und wer davon leben muss, der darf keine Gefangenen machen, der muss raushauen, was eben geht, bevor der November kommt und mit ihm die Zeit der Stille am Herd.

Hätte ich also lieber nicht zur Spree-Arche in Köpenick fahren sollen? Die Umstände waren einfach zu verlockend: ein grandioser Wetterbericht, die Aussicht, schaukelnd auf der Spree in einem Blockhaus eine warme Mahlzeit einzunehmen, Sonnenuntergang inklusive... Das wollten natürlich auch andere, und deshalb gab es gut zu tun für die Küche, die vor allem Fischgerichte anbietet.

Blasser Reibekuchen und guter hausgebeizter Lachs

Wer solche Restaurants besucht, der weiß, dass er mit dem Service nachsichtig sein muss. Es gibt immer einen Kollegen, der den ersten Tag da ist und konsequent alles durcheinander bringt. Deshalb hatten wir auch gerade begonnen, die Vorspeisen zu essen, als eine andere Kellnerin die Hauptgänge brachte, die wir dann theoretisch... Was man so Vorspeisen nennt. In Köpenick rechnen die Leute offenbar noch mit plötzlich hereinbrechenden Hungersnöten, und deshalb kommt der sehr gute hausgebeizte Lachs auf einem gewaltigen, blassen Reibekuchen nebst Honig-Senf-Dressing. Dazu gibt es, wie zu praktisch allen Gerichten, gemischten Salat, der nicht klassisch mariniert, sondern unmittelbar vor dem Schicken trocken auf den Teller gelegt und mit Balsamico-Vinaigrette bespritzt wird (14,90 Euro).

„Auswahl von Räucherfischen“ heißt, was zum bescheidenen Preis von 8,90 Euro auf den Tisch kommt, aber nicht einmal das wert ist: Es sind geräucherte, trockene und sehr salzige Reste, zum Beispiel, wenn ich richtig gesehen habe, Bauchlappen von Forellen und kleine Stücke Aal. Der Laie würde sagen: lieblos. Und er hätte Recht.

Es wird richtig geklotzt

Bei den Hauptgänge wird dann richtig geklotzt, da gibt es mächtige Fischfilets mit „mediterranem Grillgemüse“ und „Schwenkkartoffeln“. Dafür werden 21,50 Euro (Waller) und 21,90 Euro (Saibling) aufgerufen, dafür muss schon was kommen. Der Waller ist tatsächlich sehr gut gemacht, schön saftig und zart, der Saibling dagegen ausgedörrt, total übergart. Und das Gemüse: Meines Wissens gibt es ein solches Produkt im Convenience-Angebot der Großlieferanten, fertig zum Erhitzen. Ich kann nicht belegen, dass das hier so etwas war, aber wenn nicht, können sie sich die Mühe eigentlich sparen. Etwa zehn anständige Weine sind verfügbar.

Wir sind übrigens mit dem Auto bis zum Ende der Straße gefahren und haben dort geparkt, was mir irgendwie illegal vorkam. Sonst ist die Arche nur nach einem langen Fußmarsch oder über den Tunnel von Friedrichshagen her zu erreichen. Und wenn einen das Motorfloß am Ende abends wieder an Land entlässt, dann herrscht dort totale Finsternis – sehr befremdliches Ende eines mäßigen Essens in tollem Rahmen.

Spreearche, Müggelschlösschenweg, Friedrichshagen, Tel. (0172) 304 21 11. Im Oktober noch täglich ab 12 Uhr, im Winter nur Sa/So und auf Anfrage

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