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Macher und Küchenchef in einem: Chris Zanotto, Inhaber der kleinen Osteria in der Potsdamer Dortusstraße.

© Andreas Klaer

Von TISCH zu TISCH: Zanotto

Den Charme dieser winzigen Potsdamer Osteria machen aus: der charismatische Chef und seine grandios einfache Küche aus dem Veneto

Gehen wir mal wieder zum Italiener. In Potsdam, der hübschen Stadt nebenan, die sich gastronomisch ungefähr so schnell bewegt wie der Zugspitzgletscher. Ob eine solche Stadt mit vielen zum Teil ganz diskutablen italienischen Restaurants noch eins mehr braucht? Die Frage lässt sich nur durch entschlossenes Hingehen beantworten – zu Chris Zanotto, der in der gemütlichen Dortustraße in diesem Jahr eine winzige Osteria aufgemacht hat.

Alles, nur kein Standard

Nach etwa einer Minute ist klar: Sie steht und fällt mit ihm. Er begrüßt und redet und offeriert und präsentiert und schenkt ein und... Ein Charismatiker, der von manchem Gast möglicherweise als ein bisschen anstrengend empfunden wird, aber mit der Zeit seinen Eifer auch ein wenig dämpft. Sehr sympathisch: Es gibt keine Standardkarte, keine Pizza, keine Scallopine alla soundso – nur ein Tagesangebot von etwa zehn Gerichten der oberitalienischen Küche, denn der Chef stammt aus dem Veneto.

Die Details machen's

Im ersten Moment war ich davon ein wenig enttäuscht, denn ich hatte auf der sehr sporadisch gepflegten Webseite schon sehr viel spannendere Gerichte gelesen, als an diesem Abend verfügbar waren. Aber: Ein besseres Vitello tonnato habe ich noch nie gegessen, rosa Fleisch, subtil gewürzt. Und auch die Burrata mit Ochsenherztomaten und einem kleinen Salat zeigte, dass liebevolle Zuwendung zu Details überbordende Kreativität durchaus ersetzen kann. Details: Im vortrefflich hausgebackenen Brot animiert ein Hauch von Amalfizitrone, die Bruschetta wird mit aromatisch-süßen Cocktailtomaten gemacht. Außerordentlich gut gefiel mir auch das Kürbisrisotto, das der Chef am Tisch in einem ausgehöhlten Laib von Asiago-Käse wendet. Aroma, Konsistenz, Geschmack: Es geht nicht besser. Schließlich ließen wir uns noch Ravioli mit cremiger Kartoffelfüllung und Auberginenpüree hinstellen und ganz schlichte Linguine mit Tomaten, Oliven und einem Hauch Basilikum: Diese grandiose Einfachheit scheitert oft an Schlamperei und mäßigen Produkten, hier aber nicht.

In der Nebenrolle: Secondi

Wer die einzigartige Charlottenburger „Osteria Centrale“ schätzt, der wird garantiert auch hier glücklich werden. Ebenso wie dort spielen hier die Secondi eine Nebenrolle – angeboten wurden diesmal lediglich Osso buco und ein Tomahawk-Steak, leider kein Fisch. (Vorspeisen und Pasta um 15 Euro). Auch aus der Weinauswahl macht der Padrone ein kleines Seelendrama; man darf ihm aber angstfrei folgen, denn die Preise sind fair – der Südtiroler Sauvignon-Klassiker Sanct Valentin kostet 44 Euro.
Darin liegt vermutlich der beste Tipp für einen Besuch: Wer nicht lange rumgrübelt, sondern Zanotto einfach machen lässt, der hat am meisten Spaß. Unbedingt mal hingehen – das ist aktuell der heißeste Laden in Potsdam.
- Zanotto. Dortustraße 53, Potsdam. Tel. 0331/23 54 74 06. Geöffnet 12-16 und 18-22 Uhr, Dienstag Ruhetag.

Ebenfalls einen Ausflug wert

Spazierengehen, Pferdegucken, gut essen: Das Landgut Schönwalde ist einen Ausflug wert.
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© Landgut Schönwalde / promo

Noch was Neues im Havelland: Auf dem Landgut Schönwalde bei Bötzow führt die Ärztin und Pferdenärrin Inge Schwenger nun auch ein Gästehaus und ein kleines Restaurant – ländlich-sittlich und mit guten Produkten, was schon bei der ausgezeichnet bestückten Wurstplatte auffällt. Isabel Remuß kocht sympathische, manchmal noch etwas ungeschliffene Gerichte, die schmecken: Dorfgockel in zwei Gängen, Kaninchenkeule und gebeizten Rücken, oder Reh, zwar riskant knapp gebraten, aber von so ausgezeichneter Qualität, dass alles gut geht. Zum Dessert hausgemachte Sorbets oder eine Quittentarte – eine gute Etappe für den Wochenendausflug.

- Landgut Schönwalde, Dorfstr. 31, Schönwalde-Glien, Tel. 65 21 79 89, Fr ab 16, Sa und So ab 11 Uhr.

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