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Gelöscht. Schätzungsweise 180 Fahrgäste konnten - unterstützt vom Zugpersonal - die Waggons zwischen den Bahnhöfen Wuhletal und Biesdorf unbeschadet verlassen.

© dpa

Von Wannsee über Biesdorf bis Tegel: Die schwersten Zugunglücke in Berlin und Brandenburg

1988 sterben sechs Menschen, als ein Panzer auf den Gleisen steht. In Charlottenburg schlitzt ein Bagger eine Regionalbahn auf. An die Katastrophe von Wannsee können sich viele erinnern. Eine Chronik.

1988 sterben sechs Menschen, als ein Panzer auf den Gleisen steht. In Charlottenburg schlitzt ein Bagger eine Regionalbahn auf. An die Katastrophe von Wannsee können sich viele erinnern. Das Unglück am 11. November 2013 in Hosena verlief da noch glimpflich. Eine Chronik.

JÜTERBOG. Am 19. Januar 1988 kommt es zu einem der schwersten Zugunglücke der vergangenen 25 Jahre in der Region. Der D-Zug Leipzig-Berlin-Stralsund rast gerade durch die Dunkelheit, als ein russischer Panzer auf die Schienen rollt. Am Steuer des T 64 A sitzt ein 19-Jähriger, es ist seine erste Fahrt – er hat die Orientierung verloren. Der Zug schiebt den 36 Tonnen schweren Panzer 130 Meter vor sich her; sechs Menschen sterben, 33 werden schwer verletzt.

BERLIN-WANNSEE. Es ist der 9. April 1993, als zwischen Wannsee und Griebnitzsee – der Abschnitt ist wegen Bauarbeiten nur eingleisig befahrbar – ein Intercity nach Stuttgart und ein Intercity aus Hannover zusammenstoßen. Drei Menschen sterben, 23 werden verletzt. Der Fehler geschah im Stellwerk: Beide Züge wurde auf dasselbe Gleis gelenkt.

EICHWALDE. Am 17. August 1995 prallt ein Regionalexpress auf der Strecke Berlin– Cottbus auf einem Bahnübergang mit einem Schwergutlaster zusammen. Der erste Wagen entgleist, einige Meter weiter rast der Steuerwagen dann in eine Böschung. Zwei Waggons kippen von den Gleisen. Der Lokführer stirbt.

BERLIN-CHARLOTTENBURG. Die Regionalzüge hielten damals im Oktober 1996 an einem Provisorium in Westkreuz. Auf dem Weg dorthin prallte der Zug aus Neustrelitz gegen einen Ausleger eines Baggers, der auf der Baustelle am alten Charlottenburger Güterbahnhof herumkurvt. Elf Menschen werden schwer verletzt.

BERLIN-KAROW. Am 26. August 1997 prallen zwei Züge zwischen Karow und Groß Schönebeck zusammen; acht Menschen werden schwer verletzt. Einer der beiden Züge war zu früh losgefahren.

ELSTERWERDA. Nur drei Monate später das nächste Zugunglück – diesmal in Elsterwerda. Am 20. November 1997 gerät im Bahnhof Elsterwerda ein Kesselwagen voll Benzin in Brand. Der Zug war zu schnell – statt Tempo 40 fuhr er 80 – und entgleiste; auch gab es Probleme mit den Bremsen. Zwei Feuerwehrleute und sieben weitere Menschen starben.

BERLIN-SÜDKREUZ. 100 Fahrgäste sitzen am 20. November 2006 in der S-Bahn, als ihr Zug im neuen Bahnhof Südkreuz auf einen stehenden Prüfzug prallt. Dieser – immerhin 58 Tonnen schwer – wird 20 Meter nach vorn geschoben. Die Feuerwehr rückt mit einem Großaufgebot aus: 46 Rettungswagen, 130 Sanitäter – 33 Menschen wurden verletzt. Es gab viele Fehler: Die S-Bahn war am Halt zeigenden Signal vorbeigerutscht, weil die Bremsen nicht richtig griffen. Das Gleis war zuvor für Messfahrten besprüht worden und deshalb rutschig. Außerdem war der Sandbehälter des Zuges auch noch leer – die S-Bahn-Krise begann.

BERLIN-BIESDORF. In der Nacht des 7. Oktober 2008 fährt eine Regionalbahn, die nach Lichtenberg will, auf einen stehende Triebwagen. In den Zügen sitzen keine Fahrgäste; die beiden Lokführer werden leicht verletzt.

BERLIN-KAROW. Wieder ein Unglück mit Kesselwagen, wieder im Norden Berlins. Der Fahrdienstleiter stellt in der Nacht des 16. April 2009 im Stellwerk Karow die Weichen falsch. Ein Regionalzug fährt auf einen Güterzug, dessen Kesselwagen Flüssiggas geladen haben. 25 Personen werden verletzt. Der Schaden: 1,9 Millionen Euro.

HOSENA. Am 26. Juli 2012 kommt es zum ersten Unglück in Hosena, tief im Süden Brandenburgs. Zwei Züge kollidieren an diesem Verkehrsknotenpunkt, an dem sich Züge aus Dresden, Berlin und Leipzig treffen. Durch den Aufprall stürzten eine Lok um - und 30 teils voll beladene Waggons um. Ein Wagen reißt ein Stellwerk neben der Bahnstrecke nieder, in dem sich der 54-jährige Wärter befindet. Er stirbt.

BERLIN-TEGEL. Die Schienen sind verbogen, der Zug liegt neben den Schienen an der Böschung. Und trotzdem haben im August 2012 noch viele Passagiere der S-Bahn Glück: Ihr Zug fährt sehr langsam, als fälschlicherweise die Weiche umgestellt wird und zwei der sechs Wagen entgleisen. Sechs Personen werden verletzt.

HOSENA. Am 11. November 2013 passiert wieder ein Unglück in Hosena. Ein Güterzug fährt auf einen Waggon auf, ein Lokführer wird verletzt. Die Trümmerteilen türmen sich am Gleisbett auf; die Waggons sind ineinander verkeilt. Die Ursache ist unklar.

BERLIN-WUHLETAL. Gespenstische Bilder am 6. Januar 2016. Es liegt Neuschnee, es ist dunkel - da brennt eine Regionalbahn in voller Ausdehnung. Lokführer und Feuerwehr können die fast 200 Passagiere befreien. In der Nähe ist kein Hydrant, das bedeutet: Schwerstarbeit.

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