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 Jeder hat sie, kaum einer kennt sie: Mikrochips.

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Von Woche zu Woche: Die Schönheit eines Mikrochips

In unserer neuen Rubrik „Von Woche zu Woche“ erzählen Leserinnen und Leser des Tagesspiegels von ihren kleinen und großen Plänen und ihrem Leben in Berlin. Carl Weinert entdeckt und malt die Schönheit eines Mikrochips.

Es klingt, als wäre man beim Goldschmied: eine Schicht Platin, darüber eine Goldschicht, aufgebracht auf einem hochreinen Kristall – verzweigte Bahnen, Spiralen, symmetrische Formen. Leider nur sichtbar unter dem Mikroskop, manchmal sogar nur unter dem Elektonenmikroskop. Dabei haben wir sie in unseren Taschen, die winzigen Mikrochips, die uns Informationen und Bilder senden und empfangen lassen. Jeder hat sie, kaum einer kennt sie!

Mein Plan seit einigen Jahren: Wie kann ich die Schönheit solcher Strukturen sichtbar machen? Technologie kommt vom altgriechischen techne, das bedeutet handwerkliches und künstlerisches Können. Lässt sich die Verbindung von der Hochtechnologie zur Kunst wieder knüpfen?

Motive für Acrylbilder

Also gehe ich zu den Kollegen am Institut, schaue mir die Bilder der angefertigten Mikrochips an, wähle die schönsten aus und nehme sie als Motive für Acrylbilder – tausendfach vergrößert. Winzige Laserstrukturen und Antennen, Goldkontakte und ganze Kristallscheiben mit aufgedampften dünnen Schichten, die in allen Regenbogenfarben leuchten.

Neben meiner Arbeit als Physiker am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut in Charlottenburg macht es mir großen Spaß, die abstrakte Physik der Chips künstlerisch darzustellen oder mit Kunst zu assoziieren.

Orte mit neuen Augen sehen

So spaziere ich über den Potsdamer Platz und sehe das Kollhoff-Haus mit neuen Augen, nachdem ich die Fenster und Goldverzierungen mit den Strukturen auf einer Siliziumscheibe assoziiert habe. Oder das verpixelte Bild eines verwilderten Gartens, gemalt, als wäre es von einer der ersten Digitalkameras aufgenommen worden.

Jetzt arbeite ich weiter an dem Bild „Kontakte“. Es geht um Kontakte im physikalischen wie sozialen Sinne. Sind doch alle Kontakte heute geprägt von Netzwerken und Technologien, die diese unsichtbaren Winzlinge zur Grundlage haben.

In unserer neuen Rubrik „Von Woche zu Woche“ erzählen Leserinnen und Leser des Tagesspiegels von ihren kleinen und großen Plänen und ihrem Leben in Berlin. Wollen Sie mitmachen? Einfach Mail an berlin@tagesspiegel.de schicken.

Carl Weinert

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