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Berlin: Vor allem in der Pflege wird es eng

Es gibt weniger Zivildienstleistende – auch in Berlin. Jetzt suchen die Verbände nach Alternativen

„Eigentlich wollen sie alle nach Berlin“, sagt Marlies Bruske, Sachbearbeiterin bei der Verwaltungsstelle Zivildienst des Berliner Roten Kreuzes. Über mangelnde Bewerbungen kann sie sich nicht beklagen: „Wir hatten im Juli eine kurze Durststrecke, aber im Moment sind wir gut besetzt.“ Von anderen Berliner Verbänden kommen ähnliche Stimmen. „Im Moment habe ich noch die Wahl“, sagt Monika Freitag, die Beauftragte für den Zivildienst bei den Berliner Maltesern. Es seien zwar im Juli weniger Bewerbungen als sonst eingegangen, aber sie habe alle ihre 45 Plätze besetzen können.

Bundesweit geht die Zahl der Zivildienstleistenden zwar zurück, doch die Verbände schlagen keinen Alarm. Waren es im Jahr 1999 noch etwa 138 000, sind es nach Angaben des Bundesamtes für Zivildienst 2003 noch 103 000. Im kommenden Jahr werden es dann, auch wegen neuer, gelockerter Einberufungskriterien, noch etwa 94 000 Zivildienstleistende sein.

Man müsse zwar Angebote reduzieren, andere Arbeiten durch Minijobs, Praktikanten oder junge Leute im freiwilligen sozialen Jahr abdecken, erläutert Joachim Hagelskamp, Referent für Zivildienst beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. Doch die Lage sei nicht dramatisch: „Wir müssen halt Alternativen schaffen.“

„Hilferufe haben uns nicht erreicht“, bestätigt auch Heinz-Jürgen Sander, Referatsleiter Soziales in der Sozialverwaltung. Bis zum Mauerfall mussten die Verbände in Berlin ohnehin auf die Hilfe von Zivildienstleistenden verzichten, schließlich galt die Wehrpflicht für die Einwohner der Hauptstadt nicht. Erst am 7. Mai 1990 wurde in Berlin der Ersatzdienst eingeführt. Gab es 1995 etwa 3500 Zivildienstleistende, so kletterte die Zahl im Jahr 2002 auf rund 4500. In diesem Jahr jedoch sind es nur noch etwa 3000.

Probleme melden darum die Berliner Landesverbände von Caritas und dem Diakonischen Werk. Vor allem in der Pflege gebe es in diesem Jahr Engpässe. „Da wollen immer weniger arbeiten“, sagt Regine Eichner, Sachbearbeiterin bei der Verwaltungsstelle für Zivildienst der Caritas. Wenn sich kein Bewerber findet, dann macht sich das bei der Betreuung negativ bemerkbar: „Das Schöne fällt dann weg – das Vorlesen oder der Besuch beim Frisör mit dem Zivi“, sagt Sigrun Garlipp, Sachbearbeiterin Zivildienst beim Diakonischen Werk. Doch die Fachpflege selbst sei nicht beeinträchtigt.

Die Wohlfahrtsverbände wünschen sich vor allem Planungssicherheit. Nur so könnten sie „im Blick auf die hilfebedürftigen Menschen verantwortlich mit den Kürzungen umgehen“, heißt es in einer Erklärung des Diakonischen Werks. Dafür soll nun eine Zivildienst-Reformkommission der Bundesregierung sorgen – bis Januar 2004.

Viola Volland

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