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Berlin: Vor den Schnäppchen-Jägern kommen die Diebe

Banden räumen Lager von Aldi und Lidl aus – jetzt soll eine Sonderkommission der Polizei das verhindern

Plasma-Fernseher, PC-Schirme, Laptops, Computer, Navigationssysteme und andere Elektronik-Artikel: Wenn Aldi und Lidl ihre Sonderangebote anpreisen, haben Diebe in Berlin genügend Zeit und Anschauungsmaterial, um sich auf einen großen Coup vorzubereiten. Immer mittwochs gibt es bei Aldi, montags und donnerstags bei Lidl die neuen Prospekte. Immer öfter werden genau dann die Lager der Discounter leer geräumt. Jetzt hat Polizeipräsident Dieter Glietsch eine Sonderkommission eingerichtet: die „Ermittlungsgruppe Lager“.

Ein internes Schreiben der Polizei, von dem der Tagesspiegel erfuhr, bestätigt, dass es Diebesbanden stadtweit speziell auf die hochwertigen Sonderposten in den Lagern der Filialen von Aldi und Lidl abgesehen haben. Wie eine Lidl-Sprecherin gestern sagte, seien von den mehr als 120 Lidl-Filialen in Berlin besonders Läden in Kreuzberg und Neukölln betroffen. Die „Ermittlungsgruppe Lager“ (EG Lager) sitzt in der Direktion 2 (Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf) und soll die stadtweiten Fälle bündeln, die aus den verschiedenen Polizeidienststellen gemeldet werden. Primäre Aufgabe sei es, ein „Lagebild“ zu erstellen, um gezielt an die Täter zu gelangen. Die Polizei wollte sich gestern aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zum Thema äußern. Vom Discounter Aldi war eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Lidl-Sprecherin bestätigte: „Wir arbeiten schon länger mit der Polizei in Berlin zusammen. In den Filialen werden teilweise Zivilfahnder eingesetzt.“

Aus dem internen Schreiben geht hervor, wie die Täter an ihre Beute gelangen: Es seien zumeist südländisch aussehende Männer, die während der Ladenöffnungszeit die Filialen betreten. Von den drei bis fünf Bandenmitgliedern versuche meist einer, einen Angestellten aus dem Lager mit angeblichen Reklamationen einer Ware oder mit sonstigen Fragen abzulenken. Die Komplizen schlichen sich unterdessen in die Lager und trügen die Ware hinaus.

Neben Elektronik-Produkten sind das laut Polizei auch Alkohol und Zigaretten, die von den Paletten gestohlen würden. „Der Abtransport der Produkte erfolgt oft über die Notausgänge“, heißt es in dem Schreiben. Teilweise schafften es die Diebe aber auch, die Waren an den Kassen vorbei nach draußen zu schmuggeln. Zudem würden die Bandenmitglieder auch Sicherheitssperren überwinden. Vereinzelt hätten die Bandenmitglieder auch schon „körperliche Gewalt angewendet“, um an die Ware zu gelangen. „In vielen Fällen passieren die Lagerdiebstähle unbemerkt vom Verkaufspersonal“, sagte ein Ermittler.

Lidl baut nun seine Sicherheitsvorkehrungen aus: Mit Hilfe von Videokameras sollen die Diebeszüge der Täter aufgezeichnet werden. Zudem sollen Detektive sowie vor den Türen postierte Wachleute den Dieben die Arbeit erschweren. Auch plane man, die Eingangsschranken mit Alarmsicherungen auszustatten, so dass die Täter nicht wieder durch den Eingang entwischen können.

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