zum Hauptinhalt

Vor Gericht: Mutmaßlicher Mörder muss sich verantworten

Nach dem Tod einer vierfachen Mutter steht der Ehemann vor Gericht.

Die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich, als Spaziergänger an der Schleuse Charlottenburg einen blauen Müllsack entdeckten. Am 22. August letzten Jahres wurde die Leiche von Gülsen M. aus der Spree geborgen. Sieben Wochen zuvor war die 28-jährige Mutter von vier Kindern von ihren Eltern als vermisst gemeldet worden. Ihr Ehemann hatte behauptet, sie habe die Familie im Stich gelassen und sei gegangen. Die Ermittler aber sind überzeugt, dass Fahrettin M. seine Frau, die sich von ihm trennen wollte, umgebracht hat. Ab Dienstag (9.15 Uhr, Saal 700) steht er vor Gericht.

Im Prozess wegen Totschlags schlagen die Emotionen möglicherweise hoch, wenn die Familien des Angeklagten und der Deutschtürkin aus Reinickendorf aufeinandertreffen. Die Schwurgerichtskammer ordnete bereits verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für die Verhandlung an. Die wird sich vermutlich über Wochen hinziehen. Bislang hat der 35-jährige M. den Vorwurf bestritten, seine Frau mit 15 Messerstichen umgebracht und die Leiche anschließend in einem Müllsack in der Spree versenkt zu haben.

Häufig soll es Streit und auch häusliche Gewalt gegeben haben. Die attraktive Gülsen M., Mutter von Kindern im Alter von acht Monaten bis neun Jahren, hatte den Mann auch angezeigt. Das war im November 2007 und im April 2008. Die Verfahren aber mussten eingestellt werden, denn die Frau, das mutmaßliche Opfer, war nicht zu Vernehmungen erschienen. Ihre Trennungsabsicht aber wollte sie Angaben zufolge umsetzen. Immer wieder soll sie dem arbeitslosen Mann vorgeworfen haben, dass er sich nicht um die Familie kümmere. So war es aus Sicht der Anklage auch am 28. Juni.

Die Tat soll in einem Streit um einen Schrank geschehen sein, der abgeholt werden musste. Die älteren Kinder hätten draußen gespielt, als M. seiner Frau mit einem „Gegenstand“ in Hals, Brust und Rücken gestochen habe. Wenige Tage später meldeten sich ihre Eltern. Sie waren in Sorge, weil sich die Tochter verdächtig lange nicht gemeldet hatte. Gülsen M. sei einfach weggeblieben, soll der Schwiegersohn erklärt habe. Die Eltern aber glaubten nicht, dass sie ihre kleinen Kinder im Stich lassen würde. Sie gingen zur Polizei. Einen Tag nach dem grausigen Fund wurde Fahrettin M. in seiner Wohnung in einem Hochhaus im Märkischen Viertel festgenommen.

Die Leiche der gefesselten Frau soll in dem Plastiksack im Wasser getrieben haben. Spuren wurden gefunden, die den Ehemann aus Sicht der Staatsanwaltschaft belasten. In dem Indizienprozess wird es auch um Blutspuren gehen, die in den Fugen des Laminats in einem der Zimmer entdeckt wurden. Außerdem soll Fahrettin M. kurz nach dem Tod seiner Frau versucht haben, mehr als 1000 Euro von ihrem Konto auf sein eigenes zu überweisen. Bankangestellte aber hätten die gefälschten Unterschriften auf den Überweisungen bemerkt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false