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Berlin: Vorbild Infobox: Bungalows vor Palast und Reichstag geplant

Nach dem Erfolg am Potsdamer Platz sollen zwei neue Projekte „die miesen Zustände“ beim Warten vor dem Parlament beenden und für die Schloss-Rekonstruktion werben

Vorbei die Suche nach dem wackeligen Dixie-Klo im nahen Tiergarten, vorbei die gastronomische Einöde am Reichstagsportal ohne Kaffee, Brause und Infos: Besucher des deutschen Parlamentes sollen sich künftig in einem Bistro-Bungalow in der Nähe des Hauptportals ausruhen, erleichtern und informieren können, bevor sie sich in die Warteschlange zur Kuppel einreihen. Bausenator Peter Strieder (SPD) hat ein solches kleines Infobox-Projekt ausgeschrieben und hofft nun auf Bewerber, die es verwirklichen wollen. Die „miesen Zustände“ vorm Reichstag sollen ein Ende haben. Auch am Schloßplatz gibt es solche Pläne. Dort will der Förderverein Berliner Schloss ab Sommer 2004 eine Infobox zur Schloss-Rekonstruktion eröffnen.

Die Pläne am Schloßplatz sind ehrgeizig, aber finanziell noch unzureichend abgesichert. Der Förderverein will auf dem Platz am Rande der Karl-Liebknecht-Straße ein eingeschossiges Gebäude mit Dachterrasse und rund 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche errichten, dessen Dimensionen ein wenig an die einstige Info-Box am Potsdamer Platz heranreichen.

Von 1995 bis 2001 war dort auf 28 Stahlstützen ein futuristisch wirkender, knallroter Riesencontainer aufgebockt, in dem man sich über die künftige Gestalt des Potsdamerer Platzes und des Sony-Centers informieren konnte. Aber vor allem der spektakuläre Blick von einer Dachterrasse über beide Mega-Baustellen lockte zehntausende Schaulustige an – eine Erfolgsstory, an die Wilhelm von Boddien, der Vorsitzende des Fördervereins Berliner Schloss e.V., jetzt anknüpfen will. Seine Infobox am Schloßplatz soll allerdings kein fensterloser Container, sondern ein lichtdurchflutetes Gebäude aus viel Glas und Stahl sein.

Darin will der Verein mit Simulationen anschaulich machen, „wie die historisch rekonstruierte Schlossfassade eines Tages aussehen wird“. Seit vielen Jahren kämpft Boddien für dieses Ziel, am 4. Juli 2002 unterstützte ihn der Bundestag mit einem entsprechenden Beschluss. Danach will man vor allem die frühere Westfassade des Schlosses originalgetreu wiederaufbauen, das neue Gebäude dahinter aber in moderner Form errichten. Es soll als so genanntes „Humboldt“-Forum die außereuropäischen Sammlungen der noch in Dahlem ansässigen Staatlichen Museen beherbergen sowie die Wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität und die außereuropäischen Literaturbestände der Zentral- und Landesbibliothek.

Für dieses gesamte Vorhaben und das Konzept der Museumsinsel soll die neue Infobox werben, doch zuvor sind 2,5 Millionen Euro Baukosten nötig. Potente Sponsoren gibt es bisher nur wenige. „Die wirtschaftliche Situation ist dafür ungünstig“, sagt Boddien. Die Hoffnung auf einen Großsponsor hat er längst aufgegeben. Stattdessen setzt er nun auf eine „gesammelte Sponsoring-Initiative der Berliner Wirtschaft“ und argumentiert, gerade jetzt sei es nötig, für die Rekonstruktion des Schlosses zu werben. Denn Bund und Land haben das Projekt wegen ihrer Finanznöte auf die lange Bank geschoben.

Bausenator Peter Strieder hält gerade deshalb den ausgeschriebenen Service-Bungalow am Reichstag für vorrangig. Direkt an der Scheidemannstraße soll der neue „repräsentative Bungalow“ für tausende Reichstagsbesucher entstehen – mit Caféraum und Sommerterrasse, Toiletten, Wickelraum und Verkauf von Infoliteratur über Berlin und das Regierungsviertel. Strieders Sprecherin Petra Reetz: „Wer hier investiert, macht ganz sicher ein gutes Geschäft.“

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