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em in kreuzberg

© Thilo Rückeis

Vorfreude: "EM musst du gucken!“

Heute tritt die Türkei zum ersten Spiel an. In Kreuzberg stehen Großbildschirme und Kaltgetränke schon bereit, türkische Fahnen hängen neben deutschen.

„Wir schaffen hier Stadionatmosphäre!“ sagt Oflu. Der Endzwanziger serviert Tee im Fanclub des Fußballvereins Türkyemspor, stolz zeigt er ein verwackeltes Handy-Video: Der große Saal in der Kreuzberger Admiralstraße ist vollgepackt mit jubelnden Fans, auf zwei großen Leinwänden schauen sie das letzte Uefa-Cup-Finale. Über 400 Leute seien dagewesen, vielleicht 500, schätzt Oflu, der seinen Nachnamen nicht nennen mag. Während der Fußball-EM, soll sogar noch mehr los sein.

Oflu und seine Mitorganisatoren sind darauf bestens vorbereitet: Gerade rechtzeitig sind die Trennwände und Fensterscheiben des neuen Raucherbereichs fertig geworden, etwa 40 Leute finden hier Platz vor einem Großbildfernseher. Im noch unbestuhlten Saal hängen türkische und deutsche Fahnen an Wänden und Säulen. Die Regale und Kühlschränke hinter der Theke sind voll mit Wasser, Saft und Bier. Tee gibt es natürlich auch. Normalerweise ist der Club nur für Mitglieder geöffnet, während der EM sind hier jedoch alle Fußballbegeisterten willkommen. Bei 2,50 Euro Eintritt sind für jeden Besucher ein warmes und ein kaltes Getränk inklusive. „Das ist einfacher, als einzelne Bestellungen aufzunehmen“, sagt Oflu.

Weil es zwei nebeneinander hängende Leinwände gebe, erklärt er weiter, können sogar zwei Spiele gleichzeitig gezeigt werden. Es besteht also keine Gefahr, bei den vom 15. bis 18. Juni jeweils parallel laufenden Entscheidungsspielen der Vorrunde eine wichtige Szene zu verpassen. Oflu wünscht nicht nur der Türkei und Deutschland, sondern auch den beiden Gastgeberländern Erfolg. „Die Schweiz und Österreich sollen weiterkommen“, wünscht er sich. „Das würde die Spannung erhalten.“ Für das Finale hat er aber einen ganz anderen Tipp: „Frankreich-Griechenland!“

Andere türkische Public-Viewing-Orte fallen weder Oflu noch Fanclub-Manager Fikret Ceylan ein. „Wir sind das Zentrum des türkischen Fußballs in Berlin“, sagt Ceylan stolz. Bei den Fußballübertragungen in der Admiralstraße sei es meist so voll, dass die Leute immer „bis auf die Straße“ stünden. Wer nicht zu Türkyemspor komme, verfolge die EM vielleicht in einem der vielen Wettbüros. Oder sehe sich die Spiele in einem der türkischen Kulturclubs an, da sei man „unter sich“.

So liegt denn auch eine fotokopierte Mappe mit Quoten für die EM-Eröffnungsspiele auf dem Tresen der „Happy Bet Sportsbar“ in der Manteuffelstraße. Sowohl im vorderen Teil als auch im Hinterzimmer der Kneipe flimmern große Bildschirme. Auch nebenan, im „Kulturverein“, sind Fernseher und Leinwand längst einsatzbereit. „EM musst du gucken“, findet Mehmet Coskun, der mit Freunden am Tisch sitzt. „Wir hoffen, dass Deutschland und die Türkei ins Finale kommen.“ Zu „siebzig, achtzig Prozent“, solle dann die Türkei gewinnen. „Aber Deutschland ist auch okay.“ Resul Yerikaya, Vorsitzender des Vereins „Sportkultur Kreuzberg“ in der Nostitzstraße, sieht das ausgeglichener: „Wenn die Türkei spielt, sind wir für die Türkei, wenn Deutschland spielt, sind wir für Deutschland.“ So würde die EM eben doppelt spannend. Yerikaya plagen zwar noch Probleme mit dem Projektor, außerdem hat er in der Hektik noch gar keine türkischen Fahnen besorgt. Die Vorfreude lässt er sich davon aber nicht vermiesen. Dann schmückt er den Fernsehraum eben nur in den deutschen Farben. „Hauptsache, wir gewinnen!“ grinst er.

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