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Berlin: Vorsichtig investiert

Krankenhäuser geben wieder mehr Geld aus – vor allem für Neubauten und Medizintechnik

Es waren in der Vergangenheit nicht nur positive Nachrichten, mit denen die 69 Berliner Krankenhäuser ökonomisch von sich reden machten. So mussten sich die beiden großen Unternehmen in Landesbesitz – der neun ehemals städtische Krankenhäuser umfassende Vivantes-Konzern und das aus vier Hauptstandorten bestehende Universitätsklinikum Charité – immer wieder mit Defiziten herumplagen. Gemeinsam versorgen sie rund 45 Prozent der jährlich 690 000 Berliner Klinikpatienten. Mittlerweile aber hat sich deren Situation etwas entspannt, so dass beide wieder Investitionen planen: millionenschwere Aufträge für Bau- und Medizintechnikfirmen stehen an.

Vivantes steckte 2006 etwa 34 Millionen Euro in Bauprojekte und knapp neun Millionen in neue Medizintechnik, zum Beispiel in zwei Computertomographen. In diesem Jahr stehen insgesamt 65 Millionen für Investitionen bereit. Die Charité will hoch hinaus, plant etwa die Modernisierung und Aufstockung des Bettenhochhauses in Mitte. Noch ist die Finanzierung allerdings nicht geklärt.

Auch andere Klinikbetreiber stecken Geld in den Berliner Boden, weil sie durch die zunehmende Alterung der Hauptstädter auf steigende Patientenzahlen hoffen. Im Nordosten der Stadt wird voraussichtlich im Juni der größte Krankenhausneubau seit Jahren eröffnet – das 200-Millionen-Euro-Projekt in Buch, das der private Klinikkonzern Helios ohne öffentliche Förderung gestemmt hat. Auch die private Sana-Kette zieht für 60 Millionen Euro ein neues Hospital in Lichtenberg hoch – übrigens eines der letzten Projekte mit erheblicher öffentlicher Förderung des Landes.

Nach Angaben der Berliner Krankenhausgesellschaft wenden die Kliniken der Stadt jährlich rund eine Milliarde Euro für Sachausgaben auf, also zum Beispiel für Geräte, Arzneien, Bauarbeiten oder Wäsche. Eine enorme Nachfrage an Waren, Dienstleistungen und Investitionsgütern, die Wachstums- und Beschäftigungsimpulse für das Land Berlin erzeugten, so der Klinikdachverband.

Aber nicht nur durch den direkten Absatzmarkt profitieren die Innovationsbranchen im Gesundheitsbereich von den Krankenhäusern. Auch für die Forschung und Entwicklung suchen die Firmen deren Nähe – um das medizinische Know-how und die wissenschaftliche Expertise zu nutzen oder auch, um die nötige Patientenzahl für Studien zusammenzubringen. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass sich etwa in Buch in unmittelbarere Nachbarschaft des Helios-Klinikums und der dortigen Charité-Institute diverse Biotech-Firmen angesiedelt haben, ebenso wie im Südwesten in der Nähe des zur Charité gehörenden Steglitzer Benjamin-Franklin-Klinikums.

Eine Jobmaschine ist der Krankenhausbereich selbst allerdings nicht, eher das Gegenteil. Seit Jahren wird die Zahl der dort Beschäftigten kontinuierlich zurückgefahren. Arbeiteten vor zehn Jahren noch rund 56 000 Menschen in Berliner Kliniken, so waren das im statistisch aktuellsten Jahr 2005 noch rund 43 000. Und die Tendenz zeigt weiter nach unten, auch wenn sich der Personalabbau inzwischen verlangsamt hat.

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