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Eberhard Diepgen zum 70.: Vorstreiter und Vorbild

Eberhard Diepgen feiert seinen 70. Geburtstag im Feiersaal des Schlosses Friedrichsfelde. Auch Klaus Wowereit kommt und lobt den früheren Bürgermeister als "Berliner, der immer für seine Stadt gekämpft hat".

Eberhard Diepgen lebt seine soziale Überzeugung als Christdemokrat stets vor. Als die Mauer fiel, am 9. November 1989, da hat der frustrierenderweise ausgerechnet acht Tage zuvor abgelöste Regierende Bürgermeister a.D. die ganze Nacht DDR-Bürger privat mit seinem VW Golf den Ku’damm rauf und runter gefahren. Diese Anekdote erzählte der aktuelle CDU-Chef Frank Henkel beim 70. Geburtstag seines Vorstreiters im Feiersaal des Schlosses Friedrichsfelde. Da gab es viel Zwischenapplaus, Worte von Herzen, Umarmungen nicht nur von Ehefrau Monika. Und Zeitreisen ins West-, Wende- und Wiedervereinigungs-Berlin.

Von 1984 bis 1989 und 1991 bis 2001 war der in Pankow geborene und in Wedding ohne leiblichen Vater groß gewordene, spätere Jurist Berlins Regierender. Diese und andere Funktionen, sein leidenschaftliches Wirken für „Vaterland und Heimatstadt“ füllen Archive. Am Sonntag ehrten ihn alte und neue Weggefährten. Gerechte Bezahlung in Ost und West, die Bundeshauptstadt Berlin, eine liberale Großstadt-CDU, all das hätte es ohne „Ebi“ und seine volksnahe „Diepgen rennt“-Mentalität nicht gegeben, hieß es. So gratulierten auch Ex-Senatoren wie Elmar Pieroth, Jürgen Klemann, Klaus Böger und Eckart Werthebach; Eric Schweitzer von der IHK, Lala Süsskind von der Jüdischen Gemeinde, der LSB-Ehrenpräsident Manfred von Richthofen – und Klaus Landowsky, aber das ist ein anderes Kapitel. Berlins sozialdemokratischer Regierender Klaus Wowereit sprach zur Feier des Tages gewohnt schelmisch-souverän ins Mikro mit CDU-Schriftzug. Er würdigte Diepgen als „Berliner, der immer für seine Stadt gekämpft hat“, das beidseitige „konstruktive Verhältnis“ – und schenkte einen Prachtband über Friedrich den Großen, „wegen des Konsolidierungskurses“ noch aus dem Diepgen-Senat-Geschenke-Fundus.

Frank Henkel sagte, er habe von Diepgen „Standhaftigkeit“ gelernt und gab zum besten, wie er als junger Mann auf einem Plakat stolz – neben Diepgen auf einer BMW – posierte. Für Erheiterung sorgte die Rechnerei aller Redner: 16 Jahre Rekord-Bürgermeisterdasein minus ein Tag waren es laut Diepgen. Er feierte als Vorsitzender der Stiftung für die Hauptstadtzoos im Schloss, mit Miete. Das Stiftungskapital hat er in einem Jahr auf eine halbe Million Euro verzehnfacht. In der Politik müssten „finanzielle und ökonomische Interessen auch hinter menschlichen zurückstehen“, lautet sein Appell. Politikern und Medien empfahl er „Des Kaisers neue Kleider“ als Lektüre. Und er freue sich darauf, „ich gestehe, man hat ja seine Eitelkeit“, dem Enkel zu zeigen, was er in Berlin alles prägte. Annette Kögel

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