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Berlin: Vorwurf: Rechtsextremismus: Die Germanen von Hohenschönhausen

Eine merkwürdige Feier Berliner Fußballfans beschäftigt jetzt sogar den Senat. Am Tag der deutschen Einheit hatten Fans des Fußball-Oberligisten BFC Dynamo ein "Familienfest" unter dem Motto "Tag der Germanen" im Berliner Fußball-Cafe in Lichtenberg veranstaltet.

Eine merkwürdige Feier Berliner Fußballfans beschäftigt jetzt sogar den Senat. Am Tag der deutschen Einheit hatten Fans des Fußball-Oberligisten BFC Dynamo ein "Familienfest" unter dem Motto "Tag der Germanen" im Berliner Fußball-Cafe in Lichtenberg veranstaltet. Da die BFC-Fans ohnehin als rechtslastig gelten, rief die Veranstaltung nicht nur eine Hohenschönhausener Bürgerinitiative gegen Rechtsextremismus, sondern auch die Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Jeannette Martins, auf den Plan. Sie stellte eine kleine Anfrage an den Senat über rechtsradikale Umtriebe der BFC-Fans und die Haltung der Landesregierung dazu. Der Senat antwortete jetzt, im Mittelpunkt der Veranstaltung habe ein "ironisierender Vortrag über Götter und Geschichte der Germanen von einem Fan aus dem links-alternativen Spektrum gestanden". Auch die Polizei habe keine Einwände gegen die Veranstaltung gehabt.

Doch Martins bleibt bei ihrer Kritik: "So eine Veranstaltung Tag der Germanen zu nennen, ist nicht witzig", sagte sie gestern. Ihre Kritik richtet sich auch gegen die Verantwortlichen des Vereins, vor allem den Fan-Beauftragten Rainer Lüdtke. "Der Fan-Beauftragte des BFC Dynamo bereitet mir Sorgen. Wenn man durch gewisse Nähe ein Vertrauensverhältniss aufbaut, dann ist das in Ordnung. Aber er darf nicht rechte Ansichten verfestigen."

Dynamos Fan-Beauftragter Rainer Lüdtke hat das Fest mitveranstaltet. "Wir haben uns anfangs keinen Kopf gemacht, dass die Veranstaltung in die rechte Szene gedrängt wird." Sicherlich sei der Zeitpunkt "unglücklich" gewählt worden. Ein Treffen rechter Fußball-Fans sei es aber nicht gewesen. Die knapp 200 Gäste seien mit roten Perücken, Wikinger-Helmen und Fellumhängen erschienen. Das Ganze habe einer Faschingsveranstaltung geähnelt. "Es war eher eine lächerliche Feier." Und ein "Tag der Germanen" sei erst daraus geworden, als ausgerechnet ein Fan des FC St. Pauli, sonst Feindbild rechter Fußballfans, besagten Vortrag hielt. In dem Vortrag sei zum Beispiel die "Frisur" der Skinheads in Frage gestellt worden. Glatzen hätten bei den Germanen nämlich nur die Sklaven getragen.

Die Präsidentin des BFC, die SPD-Abgeordnete Karin Seidel-Kalmutzki, ist das Thema leid. "Ich habe von der Feier erst hinterher erfahren", sagt Seidel-Kalmutzki. Sie selbst wurde von der Bürgerintiative informiert. "Natürlich distanzieren wir uns von denen, die sich auf unserer Bühne negativ zu artikulieren versuchen. Nicht aber von unseren Fans."

Doch genau die haben das Familienfest mit dem merkwürdigen Titel veranstaltet. Was auch Axel Pannicke vom Gesamt-Berliner Fan-Projekt bestätigt. "Die Bezeichnung war unglücklich. Es war aber eine Fest von echten BFC-Fans mit Kind und Kegel, die bei Hirschbraten zusammen gefeiert haben", sagt Pannicke.

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