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Solidarität mit jüdischen Spielern. Türkiyemspor (rote Trikots) präsentiert sich mit einem Team von TuS Makkabi.

© dpa

Vorzeigeverein bekennt sich zu Toleranz: Fußballverband kooperiert weiter mit Türkiyemspor

Krisensitzung wegen Homophobievorwürfen gegen Türkiyemspor. Der Berliner Verband will wissen, wie sich sein Partner positioniert. Der sagt, er stehe zu Toleranz.

Die Krisensitzung fand am Dienstag Abend in der Geschäftsstelle des Berliner Fußball-Verbands (BFV) statt. BFV-Präsident Bernd Schultz traf sich mit Vorstandsmitgliedern von Türkiyemspor, wichtigster Tagesordnungspunkt: Steht Türkiyemspor noch zu seinen Werten, nämlich Weltoffenheit und Toleranz? Und: Kann der BFV weiter mit dem Verein kooperieren? BFV, Türkiyemspor und der FC Internationale organisieren schließlich ein jährliches Turnier unter dem Motto: Weltoffenheit und Toleranz.

Der BFV war aufgeschreckt von Vorwürfen, der Türkiyemspor-Vorstand sende homophobe Signale aus. Ergebnis der Sitzung: „Die Kooperation mit Türkiyemspor geht weiter. Der Verein steht weiter zu den Werten Liberalität, Weltoffenheit und Toleranz“, sagt BFV-Chef Schultz. Zuvor hatte er erklärt: „Wir müssen wissen, ob sich Türkiyemspor neu positioniert. Ich kann ja schlecht mit einem Verein kooperieren, der nicht mehr zu den Zielen der Kooperation steht.“

Auch der Spielbetrieb der Freizeitliga-Mannschaft, die das Logo des Schwul-Lesbischen Landesverbands Berlin auf der Brust trägt, sei erstmal gewährleistet. Dieses Team hatte der Vorstand unvermittelt abgemeldet, erst der Insolvenzverwalter machte die Entscheidung rückgängig. Trotzdem mussten sich das Freizeitliga-Team und sein Gegner im Gebüsch umziehen, weil ein Klub-Funktionär Kabinenschlüssel nicht rausrückte. Der Vorstand habe ihm erklärt, das Ganze basiere „auf einem Missverständnis“, sagt Schultz. Den Vorgang mit dem Gebüsch hatte Schultz zuvor als „unvorstellbar“ bezeichnet.

Die Unruhe im Verein wächst

Im Verein selber allerdings wird die Unruhe immer größer. Das hat allerdings nicht allein nur mit dem Thema Homophobie zu tun. Noch immer gibt es keinen Termin für die Mitgliederversammlung, die laut Aufsichtsrat-Beschluss am 27. September hätte stattfinden sollen. Inzwischen haben zwei Mitglieder die Abberufung des Vorstands beantragt. Begründungen: Der Vorstand erfülle seine Kernaufgaben nicht, er führe den Verein „seit einem Jahr in eine anhaltende Talfahrt“ und habe „keine Kontinuität im Jugendbereich“.

Einer der Antragssteller ist Ex-Jugendleiter Günter Hartmann, der wegen angeblich vereinsschädigender Äußerungen vom Vereinsausschluss bedroht ist. Er fordert zusätzlich die Abwahl des Aufsichtsrats, weil der den Vorstand nicht dränge, einen Versammlungs-Termin zu benennen. Auf die Frage, weshalb die Versammlung noch nicht einberufen wurde, teilte der Zweite Vorsitzende von Türkiyemspor, Beklan Coskun, dem Tagesspiegel mit: „Das kann ich nicht sagen.“

Nach der Zweiten Männermannschaft hat sich auch das Frauenteam gegen den Vorstand positioniert. Einem Trainer der Mädchen- und Frauenabteilung droht der Vereinsausschluss, deshalb schreiben die Frauen in einem Brief: Der Trainer trage „mit seiner nüchternen, respektvollen Art (...) zu einem guten Miteinander im Teams bei. Wir sind deshalb sehr verwundert, dass gerade er sich (...) vereinsschädigend verhalten haben soll.“ Das Team sei „bestürzt über die aktuellen Entwicklungen im Verein“.

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