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Kristina Jahn.

© Kai-Uwe Heinrich

Vorzeitiger Abgang wirft Fragen auf: Berlins Degewo-Chefin geht

Berlins größter landeseigener Wohnungsbaugesellschaft Degewo geht die Chefin vorzeitig verloren. In „bestem Einvernehmen“, gewiss, aber warum bloß, wo schnell und viel gebaut werden müsste?

Ausgerechnet jetzt, wo die Neubauoffensive des Senats rollen sollte, um die Wohnungsnot in der Stadt zu bekämpfen, verliert Berlins größte landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo ihre Chefin. Kristina Jahn hat ihren Vorstandsposten zum 11. März niedergelegt – 15 Monate nach Dienstantritt. „In bestem gegenseitigen Einvernehmen“ verlasse sie die Firma, schreibt die Degewo. So heißt es, wenn auf einen Rosenkrieg verzichtet wird, ist hinter den Kulissen zu hören. Das Vorstandssalär von Jahn betrug laut Beteiligungsbericht des Landes fast 270000 Euro. Dazu kam noch ein Zuschuss zur privaten Altersversorgung in Höhe von 15 Prozent der Grundvergütung: rund 27000 Euro. Jahns Vertrag soll eine Laufzeit von rund fünf Jahren gehabt haben: Mehr als 600000 Euro für die zweieinhalb verbleibenden Vertragsjahre dürfte der Einsatz gewesen sein, um den die Anwälte beider Seiten feilschten.

"Hervorragende Vorstandstätigkeit"

Wie viel die Degewo zahlt, wollte sie nicht verraten, die Finanzverwaltung als Aufsichtsbehörde auch nicht. Wegen des Image-Schadens, weil wieder ein teurer Manager freigesetzt und weiterbezahlt wird? Dabei dürfte für das Land und den Steuerzahler die einvernehmliche Lösung günstiger kommen: Was immer sie kosten mag, ein Streit vorm Arbeitsgericht käme wohl teurer. Zumal dabei vielleicht auch Unerquickliches über das Innenleben der Degewo zutage befördert würde. Und was ist aus Unternehmenskreisen über Jahns „hervorragende Vorstandstätigkeit“ zu hören, wie die Degewo schreibt?

Hervor ragt das "Bauwerk"

Hervor ragt in Jahns Amtszeit zum Beispiel ein weit reichender Eingriff in die Strukturen der Firma: Am 21. Mai vergangenen Jahres verkündete die Degewo „als erstes Wohnungsbauunternehmen“ die Eröffnung eines „eigenen Planungsbüros“, „Bauwerk“ genannt. Jahn bezeichnete dieses als „Herzstück der Degewo-Neubau-Strategie“. Als zweite Herzkammer, um im Bilde zu bleiben, sollte das „Handwerk“ entstehen, zu der verschiedene Degewo-Töchter zusammengeführt werden sollten. Doch diese „Operation am offenen Herzen“, wie es aus Mitarbeiter-Kreisen heißt, liegt jetzt erst mal auf Eis. Zur „hervorragenden Vorstandstätigkeit“ zählt aus Sicht der Mitarbeiter auch, dass Jahn als Vorstand für Belegschaftsvertreter ansprechbar und greifbar war – anders als ihre Vorgänger.

Ex-McKinsey-Mann half beim Umbau

Wollte sie die Mitarbeiter mitnehmen beim Umbau der Degewo? Um die Abläufe in der Firma zu prüfen, unterzog ein früherer Ex-McKinsey-Mann Angestellte, Abteilungen und mittleres Management einem Scan. Von Versetzungen, Um- und Neugruppierungen ist in Mitarbeiterkreisen zu hören. Jahn kam von der „Deutschen Annington“. Die Firma in der Hand von Finanzinvestoren galt als „Heuschrecke“: stark beim Zukauf von Firmen und bei Rationalisierungen. Böse Zungen sagen, dass beim Umbau viel angepackt, aber nicht zu Ende geführt worden sei und der Überblick verloren zu gehen drohte.

Das Zusammenspiel mit dem zweiten Vorstand

Hinzu gekommen sei das angeblich nicht wirklich optimale Zusammenspiel mit dem anderen Degewo-Vorstand Christoph Beck. Der Herr der Zahlen hat ohne Experimente die einst hoch verschuldete Firma stabilisiert. Sollten Jahn und Beck sich tatsächlich behakt haben, dann hatte Beck den festeren Griff: Er bleibt.

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