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Pokerturnier

© ddp

Wachmann im Interview: "Ich wollte einfach das Geld beschützen"

Beim Überfall auf das Pokerturnier im Berliner Luxushotel Hyatt schritt ein unbewaffneter Wachmann beherzt gegen die bewaffneten Täter ein. Im Interview mit Tagesspiegel.de beschreibt er seinen Kampf mit den Räubern.

Wo waren Sie, als der Überfall begann?



Ich stand im Foyer, als die vier Männer die Treppe raufgekommen sind – mit einem lauten Schrei. Zwei meiner vier Kollegen waren gerade in der Pause, was für eine genaue Planung der Räuber spricht.

Waren sie bewaffnet?

Ja, einer hatte eine Machete, ein anderer einen schwarzen Revolver.

Sie haben eine Schramme am Auge. Wie kommt das?

Einer der Täter ging mit der Machete auf mich los, hat mich am Auge erwischt.

Weshalb wurden Sie attackiert?

Gleich am Anfang habe ich einem Räuber den Revolver aus der Hand geschlagen, als er an mir vorbeigelaufen ist. Dann kam der mit der Machete und hat zugeschlagen. Ich konnte den Kopf zum Glück noch zur Seite drehen, sodass es mich nicht so schlimm erwischt hat. Danach sind zwei der vier Täter geflüchtet und meine beiden Kollegen vom Sicherheitsdienst haben die Verfolgung aufgenommen. Ich bin zurück geblieben mit den anderen beiden Tätern, die hinter dem Tresen angefangen haben, ihre große Ledertasche mit Geld zu füllen. Ich habe dann eine Geldkassette und einen Metallständer auf sie geworfen.

Wie haben die Täter reagiert?

Der mit der Pistole ist aufgesprungen und hat auf mich gezielt. Ich bin natürlich erstmal zur Seite gehechtet. Danach haben die beiden einfach fröhlich weiter Geld eingesammelt. Als die dann aber fliehen wollten, habe ich mich nochmal auf den mit der Waffe gestürzt und ihn in den Schwitzkasten genommen. Zum Glück kam mir ein Hotelangestellter zu Hilfe. Leider ist der mit der Machete zurückgekommen – und auf den hatte ich dann keine Lust mehr, also habe ich sie gehen lassen. Ich war ja unbewaffnet. Die Tasche mit dem Geld aber ist im Hotel geblieben.

Woher haben Sie eigentlich den Mut für Ihre Tat genommen?

Man denkt in so einem Moment an nichts, nur an seinen Beruf. Und der war es halt, das Geld zu beschützen. Also habe ich das getan. Wahrscheinlich fange ich erst heute Abend an zu zittern, wenn mir klar wird, was da passiert ist. Früher habe ich bei der Berliner Polizei gearbeitet und zu kämpfen gelernt, aber so etwas ist mir nie passiert.

Wie lange hat der Überfall gedauert?

Man verliert total das Zeitgefühl in so einer Situation, mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Ich bin auch jetzt am Abend noch vollgepumpt mit Adrenalin.

Das Gespräch führte Ingo Schmidt-Tychsen. 

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