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Nach der Zwangsräumung ihrer Wohnung war eine Berliner Seniorin in der Kälte-Nothilfe gestorben. Nun soll auch diese geräumt werden.

© dpa

Wärmestube im Wedding: Unterkunft der Kälte-Nothilfe wird im Mai geräumt

Die Kälte-Nothilfe muss ihre Räume im Wedding verlassen. Der Vermieter wirft der Initiative "Wärme mit Herz" vor, die Unterkunft nicht professionell zu betreiben.

Die erste aus einer Bürgerinitiative entstandene Wärmestube Berlins muss ihre Räume im Wedding verlassen. Der Vermieter, die Gesobau AG, wirft der Initiative „Wärme mit Herz“ vor, die Unterkunft in einer 110-Quadratmeter-Wohnung in der Sprengelstraße nicht professionell und verlässlich zu betreiben. Es gebe Beschwerden aus der Nachbarschaft. Ein erster für den morgigen Freitag angesetzter Räumungstermin wurde nach einem offenen Brief der Initiatoren und öffentlichem Interesse um vier Wochen verschoben. Bis zum 17. Mai soll das Projekt nun Zeit haben, die Wohnung freiwillig zu übergeben. Weil sich abzeichne, dass das nicht geschehen werde, sagt Gesobau-Sprecherin Kirsten Huthmann, werde sie in den nächsten Tagen einen Termin bei dem zuständigen Gerichtsvollzieher beantragen. „Wir schließen eine weitere Zusammenarbeit kategorisch aus“, sagt Huthmann.

Die unabhängige Bürgerinitiative „Wärme mit Herz“ hat in der Kälte-Nothilfe nach eigenen Angaben seit Dezember 2010 knapp hundert Leute kurzfristig untergebracht. Zuletzt war Rosemarie F. nach einer Zwangsräumung in der Kälte-Nothilfe untergekommen und dort zwei Tage später gestorben.

Die Gesobau wirft dem Initiator Zoltan Dominic Grasshoff vor, in der Wohnung keinen angemessenen Schutzraum geschaffen zu haben. Darunter fallen für Sprecherin Huthmann ein Alkohol- und Drogenverbot sowie Regelungen zur Unterbringung von Männern und Frauen. Unterkunft-Suchende seien öfter nicht in die Wohnung gekommen, weil kein Ehrenamtlicher anwesend war, um ihnen zu öffnen, so Huthmann. Der Initiator wehrt sich gegen die Vorwürfe der Vermieter. „Wir sind kein Gefängnis“, sagt Grasshoff.

Man wolle den Obdachlosen auf Augenhöhe begegnen. Anders als in vielen anderen Berliner Notunterkünften könnten Obdachlose ihre Haustiere mitbringen, auch Menschen mit Suchtproblemen würden aufgenommen, sagt Grasshoff. Man schreibe Menschen nichts vor, man lege ihnen aber nahe, ihr Leben nicht zu zerstören. Im Winter seien die Ehrenamtlichen zwei bis drei Stunden pro Tag in der Wohnung, im Sommer kämen sie zwei- bis dreimal pro Woche. Von der Wohnung aus würden auch Touren zu Bahnhöfen und anderen Orten in der Stadt organisiert, um Obdachlose im Winter mit Schlafsäcken und im Sommer mit Wasser zu versorgen.

Auch Grasshoff berichtet von Problemen mit den Nachbarn. „Wir müssen einsehen, dass die Akzeptanz für obdachlose Menschen in einem Wohnhaus sehr gering ist“, sagt er. In den vier Räumen leben derzeit zwei Männer und zwei Frauen. Es gebe jeden Tag Anfragen von fünf bis zehn weiteren Personen.

In einem offenen Brief hatte der Initiator den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit aufgefordert, geeignete Räume zur Verfügung zu stellen. Ansonsten werde man auf öffentlichem Raum Suppenküchen und Notversorgungscamps errichten. In Berlin stünden mehrere hundert Gebäude leer, die im Winter sogar beheizt würden, sagt Grasshoff. Auch an Zwischennutzungen wäre man interessiert.

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