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Platzhirsch. Niemand gewann sein Direktmandat so deutlich wie CDU-Sozialsenator Mario Czaja.

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Update

Wahl in Berlin: Die bekanntesten Wahlkreisgewinner - und Verlierer

Bei den Direktmandaten zeigen sich politische Veränderungen besonders stark. Ein Überblick über die wichtigsten Gewinner und Verlierer des Wahlabends.

Wollte man am Sonntagabend einen Wahlsieger küren, dann müsste er Mario Czaja heißen. Der CDU-Mann und bisherige Senator für Gesundheit und Soziales hat seinen Wahlkreis 5 in Marzahn-Hellersdorf furios verteidigt und sein Ergebnis sogar noch deutlich verbessern können – ganz gegen den Trend seiner Landes-CDU. Die Wähler in Kaulsdorf-Süd und Mahlsdorf sprachen ihm zu rund 47,4 Prozent das Vertrauen aus. 2011 hatte er auch schon beachtliche 41,6 Prozent holen können. Und das in einem Bezirk, in dem auch die AfD nach Direktmandaten greift. Ob das schon der Grundstock dafür ist, dass Czaja der kommende starke Mann der CDU sein wird?
Völlig chancenlos war hingegen der CDU-Landeschef und -Spitzenkandidat Frank Henkel in seinem Wahlkreis Mitte 1. Dieser ging mit großem Vorsprung an die Spitzenkandidatin der Grünen, Ramona Pop, die ihn auch schon bei den vorangegangenen Wahlen erobert hatte. Sie erreichte 29,9 Prozent der Stimmen. Mehr Glück als Henkel hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende Florian Graf, der im Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg 6 antrat. Er kann wieder auf direktem Weg ins Abgeordnetenhaus einziehen. Aber er musste im traditionell konservativen Süden des Bezirks in Marienfelde und Mariendorf massive Einbußen in Höhe von 14,1 Prozentpunkten in Kauf nehmen.

Kollatz-Ahnen erobert Steglitz-Zehlendorf 2

Keine Chance hatte hingegen Justizsenator Thomas Heilmann. Der CDU-Kreisvorsitzende von Steglitz-Zehlendorf unterlag im direkten Wahlduell seinem Senatskollegen der SPD, Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen, der diesen bisher von der CDU gehaltenen Wahlkreis für die Sozialdemokraten erobern konnte. Große Verluste gab es in diesem Wahlkreis aber für beide Kandidaten. Auch in Reinickendorf, der Hochburg der Union im Norden Berlins, mussten die CDU-Kandidaten hohe Verluste in ihren Wahlkreisen hinnehmen, auch wenn sie sie verteidigen konnten. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller holte ebenfalls sein Direktmandat in Tempelhof mit 32,4 Prozent. Der Sozialdemokrat hielt sein persönliches Wahlergebnis von 2011 in etwa (minus 0,8 Prozentpunkte). Auch SPD-Fraktionschef Raed Saleh schnitt in seinem Wahlkreis in Spandau vergleichsweise gut ab. Seine Verluste lagen unter denen, die die Sozialdemokraten insgesamt erlitten. Auch Arbeits- und Integrationssenatorin Dilek Kolat, ebenfalls SPD, wird mit 31,4 Prozent wieder auf direktem Weg ein Abgeordnetenmandat haben. Sie ließ die Grüne Annabelle Wolsturm hinter sich.

Stadtentwicklungssenator Geisel unterliegt

Das Nachsehen hat hingegen Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD), der sich im Wahlkreis Lichtenberg 6 bewarb, gegen den Linken-Abgeordneten und früheren Wirtschaftssenator Harald Wolf. Für Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat es in ihrem Wahlkreis ebenfalls nicht gereicht. Sie verlor das Mandat in Pankow 5 gegen den Linken-Fraktionsvorsitzenden Udo Wolf. Der Innenexperte der Sozialdemokraten, Tom Schreiber, verteidigte in seinem Wahlkreis in Treptow-Köpenick 5 das Mandat gegen einen AfD-Kandidaten. Der frühere Landesvorsitzende der SPD, Jan Stöß, wird seinen Wahlkreis Mitte 2 nicht vertreten können. Dort setzte sich Carola Bluhm von der Linken, die frühere Arbeitssenatorin, durch. Dagegen musste Linken-Landeschef und Spitzenkandidat Klaus Lederer den Wahlkreis Mitte 5 der SPD-Abgeordneten Bruni Wildenheim-Lauterbach überlassen und wurde sogar nur vierter.

Ein Patt zwischen Linken und AfD

In Marzahn-Hellersdorf erzielte die AfD zwei Mandate. Den Wahlkreis 1 holte Gunnar Lindemann für die rechtspopulistischen Newcomer im Parlament. Er gewann gegen den langjährigen Linken-Abgeordneten Wolfgang Brauer, der seit 1999 im Parlament saß. Und im Wahlkreis 3 lag ebenfalls die Kandidatin der rechtspopulistischen AfD, Jessica Bießmann, vorne. Den zweiten Platz erzielte Gabriele Hiller von der Linken.
In Pankow hat die AfD ebenfalls ein Direktmandat geholt. Dort lag Christian Buchholz vorne; der Sozialdemokrat Rainer-Michael Lehmann konnte den Wahlkreis nicht verteidigen. Einen sicheren Platz im Parlament erzielte in Lichtenberg der AfD-Mann Kay Nerstheimer. Er holte mit 26 Prozent den Wahlkreis 1. In Treptow-Köpenick 3 gewann der AfD-ler Frank Scholtysek gegen die Sozialdemokratin Ellen Haußdörfer.

Grüne Stimmeinbuße in Friedrichshain-Kreuzberg

Die Grünen konnten ihre Wahlkreise in ihrer Hochburg Friedrichshain-Kreuzberg zwar verteidigen, aber teilweise nur mit Stimmeinbußen. Den Wahlkreis 1 dort holte Katrin Schmidberger mit 44,1 Prozent der Stimmen; sie erzielt damit nach Mario Czaja das zweitbeste Wahlkreisergebnis. 2011 hatten die Sozialdemokraten in dem Bezirk noch ein Mandat erzielen können. Das schafften sie jetzt nicht mehr. Den Wahlkreis 4 holte stattdessen der Linke Steffen Zillich mit 28,1 Prozent. Die Kandidatin der Grünen, Clara Herrmann, hatte das Nachsehen. Herrmann hatte sich in der Fraktion als haushaltspolitische Expertin einen Namen gemacht. Sie wird im kommenden Abgeordnetenhaus nicht mehr vertreten sein, denn die Delegierten auf dem Grünen Nominierungsparteitag ließen sie im Frühjahr durchfallen, sodass sie nicht auf der Landesliste abgesichert ist.

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