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Berlin: WAHLBEOBACHTER

„Glückwunsch zur Erstwahl“, sagt die Schriftführerin, als ein junger Mann ein Wahlzimmer in der Lincke-Grundschule betritt. Er guckt verdutzt.

„Glückwunsch zur Erstwahl“, sagt die Schriftführerin, als ein junger Mann ein Wahlzimmer in der Lincke-Grundschule betritt. Er guckt verdutzt. Woher Sie das wisse? „Die Jungen fallen auf. Sie sind erst der sechste heute.“ Nicht nur die Jungen bleiben aus. Beteiligung eine Stunde vor Wahlschluss: 20 Prozent.

Die Péau-Martens:

Eine Familie hilft auszählen.

Um ein Uhr in der Nacht sind die Péau-Martens aus Schweden zurückgekommen – um in Charlottenburg Stimmen für die Europawahl auszuzählen. Sabrina-Elvira Péau-Marten, ihr Mann, die 24-jährige Tochter. Sabrina-Elvira Péau-Marten ist 64. Und seit 34 Jahren Wahlhelferin in Charlottenburg. „Dabei“, sagt sie, „bin ich gar kein übermäßig politischer Mensch. Vielleicht sind’s die Gene meiner Mutter.“ Die war auch Wahlhelferin. Es soll ihre letzte Wahl sein, das hat sie sich vorgenommen. Aber so richtig scheint sie selbst noch nicht daran zu glauben. „Na ja, mal sehen“, sagt Frau Péau-Marten. „Wir glauben es eher nicht“, flüstert ihr Mann. Er hilft seit 15 Jahren bei Wahlen mit. Tochter Saskia zählte bei der Bundestagswahl ’98 zum ersten Mal mit aus.

Bezirk 606:

Das Wahllokal ist dicht.

Zufällig hat der Wahlleiter es bemerkt. Er stand vor dem Restaurant in der Osloer Straße in Mitte. Eigentlich sollte der Bezirk 606 hier über Europa abstimmen. Aber das „Da Santo“ war geschlossen. Ein Wahllokal, das pleite ging – zwei Wochen vor der Wahl. Die Wahlhelfer mussten das Wahlverzeichnis nochmal ändern. Was das gekostet hat? „Viel Mühe, das kann ich Ihnen sagen“, sagt eine Wahlhelferin. Als Ersatz hat man sich eine Kita ausgesucht. Hält der Bezirk für krisensicherer.

Marc Neller

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