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© privat

Wahlhelfer: Fahnen hissen, Stühle rücken, Kreuze zählen

"Ein paar Sonntage opfere ich gerne". Der Berliner Anup Parikh ist einer von 18.000 Wahlhelfern.

So oft, wie Anup Parikh schon Stimmzettel gezählt hat, waren die meisten Menschen in seinem Alter wahrscheinlich nicht mal wählen. Parikh ist 26 Jahre alt, Projektmanager bei Siemens und aus dem Gedächtnis kann er nicht sagen, wie oft er schon bei Wahlen geholfen hat. „Hm, sechs oder sieben Mal dürften es sein.“ Der Berliner mit indischen Eltern sorgt gemeinsam mit 18 000 anderen Wahlhelfern dafür, dass am Sonntag die Bürger in 1984 Wahllokalen ihre Europaparlamentarier wählen können.

Als Parikh 2000 das erste Mal selbst seine Stimme abgeben durfte, fand er es im Wahllokal so spannend, dass er bei der Berlinwahl im Jahr darauf mithalf. Seitdem ist er bei fast jedem Urnengang dabei: beim Volksbegehren zu Pro Reli, bei der Bundestagswahl 2005 und bei der letzten Europawahl. Schon bei seiner zweiten Wahl wurde er Wahlvorstandsmitglied, diesmal ist er selbst Vorstandsvorsitzender im Wahllokal seiner Nachbarschaft in Spandau-Siemensstadt.

Dort trifft er Freunde aus dem Sportverein, sieht, was für Menschen kommen und wie sie auf die Wahl reagieren, ob sie Lust darauf haben oder schlecht gelaunt sind. Parikh betrachtet die Aufgabe als seine demokratische Pflicht. „Die paar Sonntage opfere ich gerne.“

Das Pflichtgefühl geht so weit, dass er sogar in den Semesterferien bei Wahlen half, als er aus Oxford in Berlin zu Besuch war. Die Abläufe kennt er mittlerweile in- und auswendig: Vor acht Uhr werden Fahnen aufgehängt, Tische zurechtgerückt. Der Wahltag bis 18 Uhr besteht vor allem aus Strichen und Kreuzchen. Ein Strich für jeden ausgegebenen Stimmzettel, ein Kreuz für jede abgegebene Stimme im Wählerverzeichnis. Dazwischen fragen Wähler, wie viele Stimmen sie haben und wofür welche Partei steht. Hilfe leisten und neutral bleiben, das sind Standardaufgaben für Parikh. Ein bisschen aufgeregt ist er trotzdem: „Klar mache ich mir vorher Gedanken, ob alles klappt.“

Spannend wird es für ihn, wenn Leute kommen, die wählen wollen, aber nicht im Verzeichnis stehen. Und wenn von 18 bis 20 Uhr die Stimmen gezählt werden. Dann hofft Anup, dass bei der ersten Zählung alle Zahlen übereinstimmen. Besonders aufregend wird es heute wohl nicht. Die Auszählung ist einfach, vor allem für einen Routinier wie Parikh.

Die Europawahl werde von vielen unterschätzt, findet Parikh. „Brüssel ist einfach zu weit weg für die meisten“. Deshalb macht Parikh Werbung in seinem Freundeskreis.“ Einen freundlichen Hinweis, dass Wahl ist, gebe ich schon“, sagt Parikh und lacht. Im Wahllokal sitzt dann nicht nur Parikh, sondern auch seine Mutter. Die ist mittlerweile auch überzeugte Helferin. „Da habe ich wohl einen Trend gesetzt in meiner Familie.“ Lea Hampel

Lea Hampel

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