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Berlin: Wahlkampf: Erst bei den Hausaufgaben funkte es

Wahlkampf-Spätzeit. FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle und PDS-Spitzenkandidat Gregor Gysi wissen längst, was sie voneinander zu halten haben.

Wahlkampf-Spätzeit. FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle und PDS-Spitzenkandidat Gregor Gysi wissen längst, was sie voneinander zu halten haben. Und wer die beiden zusammenspannt, weiß, was er bekommt. Alles ist auch schon gesagt, von den beiden Kontrahenten mehrfach. Tagesspiegel-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, der ihr Gespräch am Freitagabend im Atrium der Deutschen Bank locker moderierte, musste die Kontrahenten deshalb vor allem daran hindern, allzu oft in den Rillen ihrer Wahlkampf-Platten hängen zu bleiben. Eingeladen hatte das "Liberale Netzwerk", eine Bürgerinitiative, die Wert auf ihre Unabhängigkeit legt, aber ihre FDP-Sympathie nicht gerade verbirgt. Auch das garantierte dafür, dass die Wogen nicht allzu hoch schlugen.

Zum Thema Online Spezial: Berlin-Wahl 2001 WahlStreet.de: Die Wahlbörse bei Tagesspiegel Online Umfragen/Prognosen: Wenn in Berlin am Sonntag gewählt würde... Frage des Tages: Die fünf Spitzenkandidaten zu ihren politischen Absichten Foto-Tour: Die Berliner Spitzenkandidaten Video-Streams: Diskussion mit den Spitzenkandidaten Vor den Wahlkampf hatte der Moderator das Thema des 11. Septembers gesetzt. Gysi verteidigte, natürlich, die PDS-Ablehnung der Militäreinsätze. Aber geschickt: keine friedensbewegte Protest-Geste, stattdessen der Verweis darauf, dass der Kampf gegen den Terrorismus ein komplizierter, mentaler Prozess sein werde. Westerwelle setzte dagegen die Selbstbehauptung der wehrhaften Demokratie. Den stärksten Beifall erhielt allerdings Hans Olaf Henkel, der frühere BDI-Präsident, der - zusammen mit IG-Metall-Vorstand Horst Schmitthenner - als Sekundant mit auf dem Podium saß: Wie wolle eigentlich Bundeskanzler Schröder angesichts der Haltung der PDS eine Koalition seines Parteifreundes Wowereit mit der SED-Nachfolgepartei erklären?

Henkel war es auch, der das Gespräch wieder in die Strömung des Wahlkampfs lenkte: Verstecken sich die Parteien hinter der Terror-Debatte? Was machen die Hausaufgaben? Da funkte es immerhin: Westerwelle für weitestgehende Privatisierung, Gysi dagegen, aber für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, Westerwelle dagegen. Und so quer durchs wirtschaftspolitische Feld. Wobei doch amüsieren musste, wie ausgerechnet Gysi, Vertreter einer ideologischen Partei, gegen Westerwelle, den notorisch programmschwachen Liberalen, mit dem Vorwurf der Ideologisierung focht.

Das Thema hieß übrigens "Wenig Staat.Viel Berlin!". Doch von Berlin war gerade am Ende die Rede - in Form von Wahlprognosen. Beide glauben an einen bösen Ausgang, aus ihrer Sicht: Gysi sieht Wowereit auf dem Weg zur Ampel-Koalition, die FDP als Alibi für Sozialabbau, Westerwelle rechnet mit der SPD-PDS-Koalition. Übereinstimmung nur in einem Punkt: Das Schicksal der Stadt hänge ab von der Stärke von FDP beziehungsweise PDS.

rdh.

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