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Damit wirbt seit einiger Zeit die Berliner Linke - doch auch die SPD hat damit schon geworben.

© dpa

Wahlkampf in Berlin: Slogan-Recycling bei den Berliner Parteien

Unsere Tagesspiegel-Autorin wünscht sich einen Wahlkampf ohne kopierte Slogans. Ein Kommentar.

Unsere Parteien haben es in diesem Jahr schwer. Da denken sie sich in tollen Kreativrunden einen echt starken Slogan aus, sofort hebt ein Konkurrent sein Ärmchen und reklamiert für sich: Ätsch, das hatten wir aber schon vor vielen Jahren. Schadenfreude und Häme schreien einem aus jedem Wort entgegen. Irgendwie ist doch alles schon mal dagewesen. Wie wird der Generalsekretär der Berliner CDU, Kai Wegner, gefeixt haben, als er das Motto des letzten SPD-Landesparteitages sah. „Hauptsache Berlin“, das war so gut, das konnte doch gar nicht von den Sozialdemokraten stammen, sondern nur von der Union.

CDU nutzt den Slogan seit 2008

Prompt verkündete Wegner, dass die CDU den Slogan – in Werbekreisen nennt man das heutzutage Claim – seit 2008 nutzt und sogar auf der Frankiermaschine eingestellt hat. So wie das Klima zwischen den Koalitionspartnern ist, wird die gegenseitige Post wahrscheinlich gar nicht aufgemacht, geschweige denn gelesen.

Dafür konnte die SPD jetzt mit dem Finger auf die Linken zeigen: Die haben bei uns abgeschrieben. „Wem gehört die Stadt?“ fragt die Linke seit einiger Zeit. Das Gleiche fragten wenig später auch die Sozialdemokraten auf einer Veranstaltung. Daraufhin grinsten zunächst die Linken.

Ganz auf Slogans verzichten

Aber jetzt kam von einer SPD-Abgeordneten die Aufklärung: Schon 1994 hätten die damaligen Jusos ihr Berlin-Programm so genannt, hätten damit quasi das Copyright. Das hätte die Linke doch wissen können. Dabei gab es die Partei seinerzeit unter diesem Namen noch gar nicht. Damals hieß sie PDS, bei Konservativen sogar die „SED-Nachfolgepartei PDS“.

Und die Grünen? Die werben jetzt mit „Volles Programm Berlin“. Klingt das nicht fast so wie „Volle Pulle Leben“ des Sprudelunternehmens Spreequell? Alles so verwechsel- und austauschbar. Da könnte man doch glatt auf die Idee kommen, auf solche Slogans zu verzichten. Information jedenfalls würde nicht verloren gehen.

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