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Berlin: Wahlkampfstart mit Günter und Gregor

PDS und FDP werben mit ihren Stars / Gysi warnt vor Irak-Krieg, Rexrodt setzt auf Eigenständigkeit

Gewittrig war die Stimmung, als gestern Nachmittag die PDS auf dem Alexanderplatz ihren Wahlkampf startete. Etwa 500 Menschen hatten sich eingefunden, darunter manche Junge, aber noch mehr Ältere. Zunächst gab es kubanische Musik statt kämpferischer Reden. Dann begrüßte Landeschef Stefan Liebich die Zuhörer und kündigte die PDS-Bundesspitze sowie „einen Redebeitrag des Anwaltes Gregor Gysi" an. Das Publikum blickte erwartungsfroh, und eine vielleicht 30-Jährige reckte ein selbst gebasteltes Schild mit der Aufschrift „Ich liebe Gysi und wähle Sandra Brunner" in die Höhe.

Tatsächlich waren mehrere Direktkandidaten gekommen, was auch am Fuhrpark erkennbar war: Neben der Bühne parkten „ErnstWeltersWahlmobil“, „GesineLötzschWahlMobil“ und andere Lieferwagen. Die Bundesvorsitzende Gabi Zimmer erntete Applaus für ihre Forderung nach unbürokratischer Hilfe für die Flutopfer. Von hier aus nahm sie die Kurve über die Solidarität und erreichte schließlich „die 48 Milliardäre, die zur Finanzierung des sozialen Friedens" keinen Beitrag leisteten. Sie versprach, dass die PDS auch künftig gegen alle deutschen Kriegseinsätze stimmen werde, forderte den Verzicht auf Rüstungsprojekte warnte vor einer weiteren Entvölkerung des Ostens als Folge der Hartz-Reformen. Vor der Bühne wurde viel genickt und geklatscht. Noch mehr Applaus gab es für den eigentlichen Star des Abends. Gregor Gysi sagte in der ersten öffentlichen Rede nach seinem Rücktritt als Wirtschaftssenator, er sei nach dem Hochwasser gespannt, „wie patriotisch die Großunternehmen jetzt sind“. Er warnte vor einem möglichen Irak-Krieg: Dafür sei die PDS nicht zu haben. Am Schluss seiner 20-minütigen Rede forderte er zur Wahl der PDS auf, „um Stoiber zu verhindern“.

Die Berliner FDP taktete sich derweil in kleinbürgerlicher Idylle in den Bundestagswahlkampf ein. Im Innenhof der „Alten Pumpe“ an der Lützowstraße ließen sich am Donnerstagabend etwa 200 Mitglieder und Anhänger der Liberalen das Weißbier, Würstchen und Kammsteak schmecken. Ein freidemokratischer Leierkastenmann gab einen Abgesang auf Gerhard Schröder zum Besten und FDP-Landeschef Günter Rexrodt war guter Laune, weil die FDP in diesem Wahlkampf nur gewinnen kann. „18 Prozent“, sagte er augenzwinkernd. In welcher Konstellation auch immer – die FDP werde nach dem 22. September gebraucht. Nicht mehr als Mehrheitsbeschaffer, sondern als starke Partei mit eigenem Profil. Da klatschten die Gäste und tranken noch ein Bier.obs/za

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