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Gedächtniskirche

© Stuttmann

Wahrzeichen: Gedächtniskirche soll versteigert werden

Für die Reparatur des Turms der Gedächtniskirche werden bis zu vier Millionen Euro benötigt. Im September wollen internationale Künstler mit einer Aktion für viel Geld sorgen.

„Her mit eurer Kohle“, rief die einstige Kanu-Olympiasiegerin Birgit Fischer beim Lauf und sammelte Geld unter den Zuschauern, auch andere Promis warben mit Erfolg für die Kirche. Selbst wenn die Läufe der Vattenfall City-Nacht am Wochenende rund 20 000 Euro an Spendengeldern einbrachten und sich die Gedächtniskirche darüber freuen kann – für die Reparatur des alten Turms reicht es vorn und hinten nicht. Rund 3,5 Millionen Euro müssten es nach Angaben der Kirche sein, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung rechnet gar mit 4,1 Millionen Euro. Bislang sind es 500 000 Euro. Wie lässt sich dem Wahrzeichen neben Spenden und „Fugenpatenschaften“ noch helfen? Die Malerin Emily Pütter weiß kein Patentrezept, hofft aber, im September mit einer Kunstaktion viel Geld für die Turmrettung beisteuern zu können.

In einer Fabriketage in Oberschöneweide arbeitet sie mit dem Künstler Leo Königsberg an einer Vernissage mit Konzert am 4. September. Ausgestellt werden die Werke von zwölf internationalen Künstlern, die sich mit dem alten Turm der Gedächtniskirche auseinandersetzen. Die von ihnen gespendeten Kunstwerke sollen zwei Wochen während einer Ausstellung in der Kirche gezeigt und dann vom Auktionshaus Christie’s in Berlin zugunsten der Turmsanierung versteigert werden. Auch drei Galerien beteiligen sich an der Aktion und bereiten Ausstellungen mit den Künstlern vor.

Emily Pütter will sich noch nicht ausmalen, was die Kunst der Kirche wohl bringt, spricht von einem „gewissen Risiko“, aber den Versuch sei es wert. Auch die Berlin-Tourismus-Marketing-Gesellschaft unterstütze das Projekt. Die Werke der Künstler seien teilweise schon fertig, alle müssten bis spätestens zum 28. August abgeliefert sein. Die Künstleretage in Oberschöneweide ist zum hektischen Organisationsbüro geworden, was auch gehörig nerven kann.

Emily Pütter hatte bereits für die Berliner Bank, einen der Sponsoren für die Turmsanierung, ein Gemälde vom Breitscheidplatz gemalt, das zugunsten des Turms versteigert wurde. Auch der Österreicher Leo Königsberg setzt die Kirche ins Bild, er will mit Elektronikklängen des Tiefenrauschorchesters „TRO“ zum Happening beisteuern. Zu den Künstlern gehören der spanische Maler Rafael Mundi, der Berliner Bildhauer und Maler Rolf Biebl, der in Berlin lebende Kurde Adnan Kalkanci. Andere Akteure kommen aus England, Frankreich, Italien, Argentinien und Korea.

Emily Pütter plant auch eine Außeninstallation hinterm Turm, bei der leuchtende Ballons, sogenannte Powermoons, über der Kapelle schweben sollen.

Kathrin Dost von der Agentur „Kaiserwetter“, die im Auftrag der Kirchenstiftung für Spenden wirbt, hofft auf zusätzlichen Schwung. Rund 2000 Plakate, gesponsort von der Firma Wall, künden derzeit deutschlandweit von der Aktion Fugenpate und dem kritischen Zustand der alten Kirche. Die Kirche veranstaltet ferner die Predigtreihe „Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen“. Am Donnerstagabend gibt es das nächste Benefizkonzert, ferner sind Turmbesteigungen im Programm, und am 13. September treten sogar Gummi-Enten bei einem Rennen an. Aber auch sie machen das nur für Kohle.

Weitere Informationen im Internet unter www.fugenpate.de

Christian van Lessen

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