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Berlin: Waldarbeitermeisterschaft: Auf dem Holzweg

Normalerweise ist Christian Grahn überhaupt nicht pingelig. Doch dann muss er kompromisslos sein, wenn er den Messstab aus dem Köfferchen zieht und kontrolliert.

Normalerweise ist Christian Grahn überhaupt nicht pingelig. Doch dann muss er kompromisslos sein, wenn er den Messstab aus dem Köfferchen zieht und kontrolliert. Denn Grahn gehört zu den Kampfrichtern der Berliner Waldarbeitermeisterschaft. Gestern begann für die sieben Teilnehmer der Forstämter Treptow und Friedrichshagen die heiße Trainingsphase.

In einem Waldstück bei Grünau wurde ein Übungsparcours aufgebaut. Kampfrichter Grahn war bei allen vier Disziplinen dabei. Seinem geschulten Blick entging nichts. War ein Baum zu Fall gebracht, kontrollierte er sofort die Schnitte: Hatten sie die richtige Tiefe und Winkel? Stimmte die Fallrichtung? Mit dem 20-jährigen Daniel Fischer konnte er zufrieden sein. "Die Kiefer ist zielgenau gefallen", lobte er den jungen Forstwirt. Der Köpenicker will sich am 7. und 8. April bereits zum dritten Mal der Berliner Konkurrenz stellen. Natürlich sei er aufgeregt, gibt er zu. Doch er sieht den Wettbewerb als Herausforderung. "Es ist eine Selbstbestätigung, denn wir können zeigen, dass wir nicht nur das Bäumefällen in drei Minuten beherrschen."

Bei der Meisterschaft geht es vor allem um Präzision und Schnelligkeit. So müssen auch verschiedene Schnitte an Baumstämmen ausgeführt werden. "Alle Übungen haben einen Sinn", erläutert Wolfgang Brauer vom Forstamt. "Sie sind den Arbeitsbedingungen im Wald nachempfunden."

Eine ruhige Hand ist auch bei der nächsten Säge-Disziplin gefordert. Das bekommt Doreen Bossow, eine der zwei Frauen, die an der Meisterschaft teilnehmen, gerade zu spüren. Fast hätte sie die Kettensäge zu weit in das Holz gerammt. Dies hätte Punkte gekostet. Denn bei dieser Übung kommt es darauf an, von einem Stamm eine schmale Scheibe abzusägen, ohne dabei den Boden mit dem Blatt zu berühren. Auch beim anschließenden Ästesägen sitzt den Teilnehmern die Zeit im Nacken. In nur 30 Sekunden müssen sie einen Baum von seinen Zweigen befreien.

Der Berliner Vizemeister Jürgen Böhme will im April einen Rekord aufstellen. Seit zwei Jahren trainiert er das Wechseln der Kette. Er absolvierte diese Disziplin gestern fast sieben Sekunden schneller als in der vorgegebenen Zeit: Schon nach 13,87 Sekunden war seine Säge einsatzbereit. Christian Grahn, der früher selbst bei Meisterschaften startete, sieht im Kräftemessen der einzelnen Forstämter auch einen wichtigen Erfahrungsaustausch. So haben sich auch die Köpenicker schon bestimmte Schnitttechniken von anderen abgeguckt.

Für Besucher ist die Berliner Meisterschaft vor allem am Sonntag, dem 8. April, sehenswert. Auf dem Gelände des Forstamtes Friedrichshagen, Dahlwitzer Landsraße 4, wird zusätzlich Forsttechnik vorgeführt. Es sind Informationsstände aufgebaut, und es wird eine zünftige Wildsuppe ausgeschenkt.

Steffi Bey

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