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Update

Walpurgisnacht in Berlin: 58 Festnahmen, 25 verletzte Beamte

Die Berliner Polizei zieht nach der Walpurgisnacht eine weitgehend positive Bilanz: Ingesamt wurden 58 Randalierer festgenommen, 25 Beamte leicht verletzt. Einsatzschwerpunkte waren der Wismarplatz in Friedrichshain und der Viktoriapark in Kreuzberg.

Die Polizei sprach am Sonntagmorgen gegenüber dem Tagesspiegel von einer "verhältnismäßig ruhigen Walpurgisnacht". Bis zum Morgen wurden insgesamt 58 Personen vorübergehend festgenommen und 13 Platzverweise ausgesprochen. Gegen die Randalierer wird nun wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.

Schwerpunkt des Polizeieinsatzes war der Wismarplatz in Friedrichshain. Hier fand zunächst eine Kundgebung, später dann ein Punkkonzert mit rund 1.200 Besuchern statt. Die Polizei vor Ort kontrollierte streng, durchsuchte sogar Kinderwagen. Um den Wismarplatz herum herrschte ein strenges Flaschen- und Dosenverbot. Anders als in den vergangenen Jahren fand das traditionelle Konzert nicht am Boxhagener Platz statt, was viele Punks ärgerte. "Das hier ist ein Scheiß-Platz", maulte einer. Auch die umliegenden Grünanlagen wurden von den Polizisten durchkämmt, um mögliche Flaschen oder Steine sicherzustellen, die sich als Wurfgeschosse eignen würden. Dabei gab es einzelne Rangeleien, weil der eine oder andere Punk doch mit einer Flasche durchwollte. Nach 22 Uhr kam es aus der Menge heraus zu Flaschenwürfen auf Polizeibeamte. Auch Knallkörper wurden gezündet. Gegen 23 Uhr 30 brachten Personen im Bereich der Boxhagener Straße Hindernisse auf die Fahrbahn. Die Polizei nahm mehrere Personen fest.

In der Grünberger Straße war die Polizei mit etwa 30, in der Seumestraße mit 15 Mannschaftswagen aufgefahren. Nahe der O2 World hatten Wasserwerfer Stellung bezogen. Doch bis zum späten Abend blieb alles friedlich. Insgesamt sind 6800 Polizisten diesmal zum 1. Mai in Berlin im Einsatz. Im Vorjahr waren es 7400, allerdings bei einer deutlich stärkeren Präsenz linker und damals auch rechtsextremer Demonstranten. Schon zur Walpurgisnacht zeigte die Polizei damit eine noch deutlichere und offensivere Präsenz. Selbst bei kleinen Zwischenfällen, etwa dem Zünden kleinerer Feuerwerkskörpern, schritt die Polizei sofort ein. Nach dem Konzert wurden gab es dann aber doch noch Flaschenwürfe auf Polizisten sowie weitere Rangeleien. Feuer und Knallkörper wurden auf der Straße entzündet. Mehrere Randalierer wurden festgenommen. Bis in die Nacht kreisten zahlreiche Hubschrauber über der Stadt. Die Polizei beobachtet die Szenerie aus der Luft und zeigt auch am Himmel über Berlin massive und für viele Berliner als ruhestörend empfundene Präsenz.

Friedliche Demonstration in Mitte

Gegen 17 Uhr wurde am Rosenthaler Platz in Mitte eine Demonstration linker Gruppen gestartet, die an zahlreichen umstrittenen Neubau-Wohnquartieren nach Prenzlauer Berg vorbei führte. Rund 1500 Teilnehmer demonstrierten unter dem Motto „Wir bleiben alle“ gegen Mietsteigerungen und die Verdrängung linker Projekte. Das Publikum war gemischt, rund 500 Autonome waren unter den Demonstranten. Um 18.30 Uhr wurde die Demonstration wie geplant und friedlich beendet. Der Protestzug löste sich auf. Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot vor Ort und riegelte auch die umliegenden Straßen ab.

Kurzzeitig wehte sogar ein Hauch von Windsor um den Rosenthaler Platz. Denn ein alter Rolls Royce samt Braut an Bord hatte sich zur Demo verirrt. Die Dame nahm es gelassen und grüßte die Demonstranten mit einem Glas Sekt. Die eigentliche Walpurgisnacht wird dann ohnehin wieder in Friedrichshain gefeiert. Auch der Mauerpark in Prenzlauer Berg gilt als Hotspot in der Walpurgisnacht. Hier feierten etwa 1500 Leute weitgehend friedlich. Möglicherweise verhinderten die relativ kühlen Temperaturen eine größere Feier, gegen 1.30 Uhr waren nur noch vereinzelt Personen auf dem Gelände. Kontrolliert wurde trotzdem streng.

Im Kreuzberger Viktoriapark, in dem sich rund 800 Menschen versammelt hatten, musste die Polizei hingegen mehrfach einschreiten, weil ab etwa 22 Uhr immer wieder Feuer entfacht und Polizisten mit Flaschen oder Feuerwerkskörpern beworfen wurden. Gegen 0 Uhr 30 fuhr die Polizei mit einem Wasserwerfer zu einer größeren Feuerstelle, um die Feuerwehr beim Löschen zu unterstützen, musste aber nicht mehr eingreifen.

Ingesamt wurden beim Einsatz rund um die Walpurgisnacht nach ersten Erkenntnissen 25 Polizeibeamte verletzt. Einer davon musste wegen eines Knalltraumas vom Dienst abtreten, die anderen blieben im Dienst. Rund 2.700 Beamte waren im Einsatz.

Polizei geht von weniger Krawalltouristen aus

Die Polizeiführung geht nach Informationen des Tagesspiegels in diesem Jahr am 1. Mai nicht von massenhaften Krawallen der linksautonomen Szene aus. Eher sei eine Art "Guerillataktik" zu erwarten, hieß es am Samstagabend. Schon nach der Räumung des linken Friedrichshainer Projekts in der Liebigstraße 14 im Februar waren vereinzelte Gruppen marodierend durch den Kiez gezogen und hatten Scheiben eingeschlagen sowie Steine und Flaschen geworfen.

Insgesamt rechnete die Polizei - anders als in vielen Jahren zuvor - nicht damit, dass es eine größere Zahl von Krawall-Touristen nach Berlin zieht. Es sei eher zu erwarten, dass viele nach Hamburg oder in Städte mit angekündigten NPD-Demonstrationen reisen. Vor allem aber die Hansestadt galt als Ziel für Autonome.

Dennoch gab es kurz vor dem 1. Mai auch in Berlin bereits kleinere Zwischenfälle. In der Nacht zum Samstag registrierte die Polizei ein angezündetes Auto sowie Farbbeutel- und Pflasterstein-Würfe. Zum zweiten Mal in wenigen Tagen wurde eine Filiale der Arbeitsagentur attackiert. Drei Täter warfen nach Polizeiangaben Farbbeutel gegen das Gebäude und flüchteten. In der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße in Mitte musste die Feuerwehr einen Mietwagen löschen, dessen Reifen brannten. Wenige Stunden zuvor hatten Unbekannte die Heckscheibe eines Wagens der Telekom mit einem Pflasterstein zerstört.

Bereits am frühen Donnerstagmorgen hatten Linksextreme Farbbeutel auf das Gebäude des Neuköllner Jobcenters geworfen. Sie hatten auch linke Parolen an die Wände geschmiert. In einem Bekennerschreiben zum Anschlag auf das Jobcenter hieß es, mit dieser Aktion solle die Wut auf die „miserable Situation“ von Hartz-IV-Empfängern zum Ausdruck gebracht werden. Etwa zum selben Zeitraum attackierten Unbekannte auch das Haus der Wirtschaft in Mitte mit Farbbeuteln und warfen mit Steinen Fensterscheiben ein.

Dagegen musste die Polizei bei der „Mauerpark-Opening-Party“ nur vereinzelt eingreifen. Zwischen 16 und 1 Uhr hatten sich am Freitag bis zu 3000 Personen in der Parkanlage an der Schwedter Straße zu der im Internet beworbenen Party versammelt. Ab 21.30 Uhr war laut Polizei mit steigendem Alkoholkonsum eine erhöhte Aggressivität und latente Gewaltbereitschaft bei einigen Jugendlichen festzustellen. Platzverweise seien ausgesprochen worden, wogegen sich einige Personen zur Wehr gesetzt hätten.Zeitweilig wurde der Mauerpark mit Beleuchtungsgerät des Technischen Hilfswerks (THW) sowie der Stadionbeleuchtung des Friedrich–Ludwig-Jahn-Stadion erhellt. Dabei wurde das Beleuchtungsgerät des THW mit Flaschen beworfen. Insgesamt hat die Polizei 70 Platzverweisungen ausgesprochen, 12 Freiheitsbeschränkungen durchgeführt und neun Strafermittlungsverfahren eingeleitet. (mit dapd/dpa)

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