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Berlin: Wannsee: Jenseits des Lärms

Wer das Haus der Stille Am Kleinen Wannsee 9 betritt und die Zimmer mit ihrer kargen Möblierung durchquert, ist erstaunt über die feierliche Ausstrahlung der Einrichtung. Der Blick schweift durchs Fenster hinaus auf eine kleine Veranda, weiter zum weitläufigen Garten und von dort über den Kleinen Wannsee.

Wer das Haus der Stille Am Kleinen Wannsee 9 betritt und die Zimmer mit ihrer kargen Möblierung durchquert, ist erstaunt über die feierliche Ausstrahlung der Einrichtung. Der Blick schweift durchs Fenster hinaus auf eine kleine Veranda, weiter zum weitläufigen Garten und von dort über den Kleinen Wannsee. "Hier tauchen des Alltags Überdrüssige in Zustände ab, die sie stärker als zuvor mit sich selbst und ihrer Umwelt verbinden," sagt Pfarrer Stefan Matthias, der Leiter des Hauses. Wer sein sein Leben innerlich wie äußerlich reinigen will, kann hier an einem sechstägigen Heilfastenkurs teilnehmen. Die Teilnehmer unterwerfen sich täglich einem mehrstündigen Schweigegebot, das der Bewusstseinssammlung im Gebet dienen soll. Meditationsformen, die sich vom japanischen Zen-Buddhismus ableiten, bilden einen zweiten Schwerpunkt.

Die Evangelische Landeskirche in Berlin-Brandenburg wagt als Eigentümerin des Anwesens einen Schritt auf die rutschigen Wege außerhalb ihres Reservats. Über ein Kuratorium, paritätisch zusammengesetzt aus Vertretern der Kirche und denen des "Trägerkreises Haus der Stille e. V.", sichert sich die Kirchenleitung ihr Mitbestimmungsrecht. Mit finanzieller Zuwendung verwöhnt die Evangelische Landeskirche das Haus hingegen nicht. Vereinsmitglieder und Kursteilnehmer finanzieren das Haus selbst. Jedes Mitglied des Trägervereins bezahlt mit einem Jahresbeitrag von 120 Mark die nebenberufliche Arbeit der 41 Kursleiter.

Dozentin Gila Philipp-Kullmann erzählt, dass die Anzahl der Kursteilnehmer in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei. Für sie ist das ein Zeichen dafür, dass immer mehr Menschen Glaubenserfahrung außerhalb der traditionellen kirchlichen Angebote suchen. "Zu uns kommen Leute, die seit Jahr und Tag nicht mehr in der Kirche waren." Dennoch scheint die Kirchenleitung die Strömung innerhalb ihrer eigenen Gewässer eindämmen zu wollen. Generalsuperintendent Martin-Michael Passauer von der Landeskirche sagt, dass man sich allen Menschen gegenüber verpflichtet fühle. "Es gibt Überlegungen dahingehend, wie wir die Einrichtung inhaltlich neu gestalten, wer sie leiten wird und ob wir sie mit anderen Gruppen zusammenlegen werden." Darauf angesprochen, erwidert Kursleiterin Philipp-Kullmann: "Den Trägerkreis mit einer stärkeren Ausrichtung an herkömmlichen Angeboten auch noch ins Umland zu versetzen, bedeutete eine Schließung. Die Besucher kommen meist aus Berlin, das Haus sei eingeführt."

Katrin Weiberg

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