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Angestellte es öffentlichen Dienstes streiken in Berlin.

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Warnstreik im öffentlichen Dienst: Abi-Prüfung? Denkste!

Auch Tausende der ohnehin knappen Lehrer beteiligten sich am Streik im öffentlichen Dienst. Ihnen drohen Verschlechterungen - und Berlin ein massiver Grundschullehrermangel.

Das Wetter konnte kaum trüber sein an diesem erneuten Streiktag der Angestellten im öffentlichen Dienst. Vorsorglich hatte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hunderte Regencapes mitgebracht und verteilte sie an die Streikenden. 18000 Beschäftigte aus Kitas, Schulen und Behörden legten nach Angaben der Gewerkschaften am Donnerstag die Arbeit nieder, 12000 sollen es laut Polizei bei der Kundgebung am Gendarmenmarkt gewesen sein.

Was die Streikenden eint, sind ihre Forderungen: 5,5 Prozent mehr Lohn und mindestens 175 Euro mehr wollen sie, und keine Einschnitte bei der Betriebsrente. Dass die Arbeitgeber diese erwägen, empört sie alle, besonders die Angestellten mit geringeren Gehältern. 2278 Euro brutto bekommt eine Erzieherin als Anfangsgehalt. Wenn sie schon so wenig verdienen, hätten sich viele wenigstens mit der sicheren Zusatzrente getröstet, erzählte eine Erzieherin. Nach Angaben der Jugendverwaltung gab es an einem Großteil der rund 280 landeseigenen Kitas Einschränkungen oder Schließungen. 44 Prozent der Eigenbetriebskitas seien zu, 25 Prozent arbeiteten mit Notbetreuung, an 31 Prozent herrsche Normalbetrieb.

Auch die Lehrer streiken wegen dieser Anliegen. 2750 Lehrer von 530 Schulen beteiligten sich. An einigen Schulen mussten Abiturprüfungen verschoben werden. Auch Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss waren betroffen.

Um die früheren Forderungen der Lehrer nach einer Gleichstellung mit den Beamten geht es gar nicht. Es drohen sogar Verschlechterungen. Dies könnte rund 1500 Lehrer in Berlin treffen, sagte Udo Mertens, Tarifexperte der Berliner GEW. Studienräte, die an Grundschulen arbeiten, sollen demnach wie Grundschullehrer bezahlt werden, auch etliche Quereinsteiger und Lehrer, die an beruflichen Schulen Praxisunterricht erteilen, könnten niedriger eingestuft werden.

„Das ist für uns völlig inakzeptabel“, sagte Mertens. Er habe bereits im Februar Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) darauf hingewiesen. Aus der Bildungsverwaltung hieß es, Scheeres habe sich deswegen an Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) gewandt. Am Donnerstag äußerte sich dessen Sprecher Jens Metzger: „Gehaltskürzungen stehen nicht zur Debatte.“ Die entsprechende Formulierung diene dazu, Rechtsklarheit zu schaffen. „Sie ist notwendig, weil Berlin als einziges Bundesland Lehrer nicht schulartbezogen ausgebildet hat und deshalb eine spezifische Regelung braucht, um den Gleichklang mit den anderen Ländern herzustellen.“ Ab Sonnabend wird weiterverhandelt.

Änderungen in der Einstufung von Studienräten an Grundschulen könnten den Lehrermangel in Berlin verstärken. Im vergangen Jahr waren von 880 neuen Grundschullehrern 260 Studienräte. Und in diesem Jahr ist der Mangel noch größer. 2015 müssen noch über 1600 Lehrer eingestellt werden. Allerdings werden nach Angaben der Bildungsverwaltung bis zum August nur 470 Referendare fertig. Über 1100 Lehrkräfte müssen also anderweitig requiriert werden – etwa über Quereinstiege oder aus anderen Bundesländern.

Bei den Grundschullehrern fehlen über 500 Pädagogen, aber nach Informationen der GEW werden nur 40 Grundschulreferendare fertig.

Wie schwierig es schon jetzt für Grundschulen ist, geeignetes Personal zu finden, zeigt sich an der Adolf-Glaßbrenner-Schule in Kreuzberg. Dort fielen nacheinander zwei Klassenlehrerinnen aus. Eine Vertretung sei nicht zu finden gewesen, sagt der Schulleiter: „Der Markt ist leer gefegt.“ Ein Lösung gab es dann doch: Die pensionierte Rektorin kam für zwei Wochen an die Schule zurück.

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