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Berlin: Warum Leiden keine Angst machen soll

Gottesdienst zum Volkstrauertag in der evangelischen Matthäuskirche in Steglitz

Die Wohngegend um die evangelische Matthäusgemeinde ist bürgerlich – jedenfalls auf der Seite der Schloßstraße, die sich gegenüber dem „Steglitzer Kreisel“ befindet. Vis-à-vis dieser Bausünde der Neuzeit liegt die Matthäuskirche, die 1880 als erste Berliner Vorortkirche eingeweiht wurde. Deren gediegenes Kirchgestühl unter dem hohen Sternengewölbe des Gotteshauses im neugotischen Stil war am gestrigen vorletzten Sonntag im Kirchenjahr für Berliner Verhältnisse sehr gut besetzt.

Auf einem Tisch im Kircheneingang lagen zwei ledergebundene Bücher, in denen die Namen von Steglitzern eingetragen waren, die in den beiden letzten Weltkriegen gestorben sind, vermisst wurden oder in einem Konzentrationslager ums Leben kamen. Gestern war Volkstrauertag, der Tag also, der dem Gedenken an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft gewidmet ist.

An Opfer von Gewaltherrschaft richtet sich auch das 2. Kapitel der Offenbarung des Johannes, auf dem Pfarrer Bernd Wildemann seine Predigt aufbaute. Das sogenannte zweite Sendschreiben wendet sich an die Gemeinde von Smyrna, die durch die antichristliche Politik Roms täglich lebensbedroht war. Wer durch Verrat aus der Synagoge ausgeschlossen wurde, war unweigerlich dem Gefängnis und Tod geweiht.

„Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst!“, heißt es dazu in der Offenbarung. Die eigentliche Botschaft des Johannes an die Rechtlosen von Smyrna aber ist: „Christus rettet aus dem Tod und spendet das ewige Leben.“ Soll heißen, wer die Anfechtungen des alltäglichen Lebens übersteht, der muss nichts befürchten, so erklärte gestern der Pfarrer seiner Gemeinde.

Denn auch heute, wo man sensibler mit den Menschenrechten umgehe und in der Gegenwart des Rechtsstaates lebe, seien für den Einzelnen Situationen der Ausweglosigkeit nicht ausgeschlossen. „Der Herr konfrontiert uns damit, dass unsere Lebenszeit begrenzt ist“, hieß es. Gott helfe aber auch, sich nicht von der Ausweglosigkeit des Todes beirren zu lassen. „Haltet die Hand fest, die in Christus nach dir greift“, nannte Bernd Wildemann die Offenbarung des Johannes eine Einladung, durch den Glauben mit dem Ende des Lebens fertig zu werden. „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ – diese Botschaft an die Gemeinde von Smyrna könne man jeden Sonntag neu erfahren – in seiner Kirche.hema

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