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Berlin: „Was die Euro-Türken wollen“

Wie türkische Blätter mitten im Jubel der Fußballweltmeisterschaft über eine Forderung von türkischen Verbänden berichten

Auch nach dem Spiel Deutschland gegen Polen am Mittwoch zeigten alle großen Zeitungen auf ihren Titelseiten jubelnde Fans, die deutsche Fahnen schwenkten. „Deutschland im Freudentaumel“, hieß es dazu. Die Hürriyet zeigte neben dieser Aufnahme auch das Foto einer dunkelhaarigen, lächelnden Schönheit, die ein schwarz-rot-goldenes Bikinioberteil trug. „Auch die Türken freuen sich“, hieß es dazu. Ausgerechnet neben diesen beiden Bildern von den WM-Feierlichkeiten platzierte die Zeitung eine dritte Anrissmeldung, in der es um die Forderungen von türkischen Verbänden ging, die sie bei einer Pressekonferenz in Köln vortrugen. Die Überschrift dazu lautete: „Was die Euro-Türken wollen.“ Darunter zählte die Zeitung auf: Wahlrecht in der Türkei, Schutz der türkischen Sprache in Europa und mehr Unterstützung bei der Bildung von jungen Türken. Dazu zeigte die Zeitung die europäische und die türkische Fahne.

Im Innenteil der Europa-Beilage erfuhr der Leser, was die Verbände damit genauer meinten. Im nächsten Jahr finden in der Türkei die Parlamentswahlen statt. Die Türken in Deutschland können ihre Stimmen für diese Wahlen nur auf den Flughäfen in der Türkei abgeben. Seit Jahren fordern diese Menschen, dass sie das in den hiesigen Konsulaten tun können, damit die Stimmabgabe für sie kostengünstiger wird. „In einem Schreiben auf eine Anfrage von uns hieß es, dass Deutschland dieser Idee wegen der Sicherheitsfrage nicht positiv gegenüber stehe“, wurde jedoch ein Verbandsvertreter zitiert. Ein anderer meinte: „Solange wir nicht wählen können, kümmern sich die Politiker in der Türkei nicht um unsere Probleme. Die Deutschen wollen nicht, dass wir wählen, weil wir uns ja assimilieren sollen.“ Soll heißen, dass die Situation beiden Ländern ganz recht ist.

Suzan Gülfirat

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