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Berlin: Was Freunde schaffen

Nach Entrümplung neuer Glanz für die Deutsche Oper

Von Elisabeth Binder

In Zeiten wie diesen schlägt die Stunde der Freundeskreise. Fleckige Teppiche, schmutzige Decken, ermattete Lampen: Wenn an einem Opernhaus vierzig Jahre nichts getan wird, stellen sich auch beim glühendsten Fan Stimmungsdisharmonien ein.

So beschloss der Förderkreis der Deutschen Oper bei seiner Hauptversammlung im April kurzerhand, von den satzungsgemäßen Aufgaben abzuweichen und Geld für die Renovierung zur Verfügung zu stellen. Das wäre eigentlich Aufgabe des völlig verarmten Landes gewesen. Angelika Fessmann und Brigitte Kobilarov, die für den Freundeskreis die Renovierung in die Hand nahmen, blieb nur wenig Zeit, alles zu organisieren. „Vor fünf Wochen hatten wir noch keine Maler“, sagen sie stolz. Eine unbürokratisch agierende Bauverwaltung und eine engagierte Firma, die auch die während der Asbestsanierung 1989 zerstörten Ursprungsfarben restaurierte, trugen zur schnellen Fertigstellung bei. Vorstandsmitglieder wie Klaus Krone und Sabine Prinzessin von Anhalt, außerdem der Architekt Fritz Bornemann spazierten gestern zu den Klängen der „Renaissance Dances“ mit einem gewichtigen Teil der etwa 300 Miglieder des Förderkreises durch die neu erstrahlten Foyers bis in den Probenraum des Orchesters, wo man sich zum musikalischen Brunch mit dem Strauß-Orchester zusammenfand. Unter anderem kamen zwei Ungarische Tänze von Johannes Brahms zur Aufführung, in denen, wie es in der Einführung hieß, der Komponist den „Ton der Sehnsucht“ anschlägt, „etwas zu sein, was er nicht ist, aber doch sein möchte".

Aufbruchstimmung wurde an diesem Vormittag vielfach beschworen. Generalintendant Udo Zimmermann ist ganz erfüllt davon. Vielleicht habe er die Latte zu hoch gelegt und sei kurz darunter hergesegelt, aber das sei immer noch besser, als eine Latte zu legen, die man bequem überspringen kann. Er will diese Ikone in die Mitte rücken, ins Zentrum des Bewusstseins, unbedingt, will erreichen, dass die Opernfreunde gar nicht anders können, als von überall her in die Bismarckstraße zu pilgern. Das deckt sich mit den Zielen des Förderkreises, der unter der Schirmherrschaft Richard von Weizsäckers und dem Vorsitz Edzard Reuters die Deutsche Oper „als Institution nationaler kultureller Repräsentanz“etablieren will.

Es waren übrigens nicht nur alte West-Berliner gekommen, sondern auch viele junge Leute sowie gesellschaftliche Errungenschaften der Neuzeit wie Hartwig Piepenbrock und Gary Smith.

Abgeordnetenhauspräsient Walter Momper fasste stellvertretend zusammen, was dieses Haus für sein Stammpublikum bedeutet: „Das ist die Oper, mit der ich groß geworden bin; was ich über Opern weiß, was ich an grundlegenden Erlebnissen gesammelt habe, kommt hierher." Und natürlich erinnere sie ihn immer auch an das, „was das gute, alte West-Berlin ausgemacht hat." Für viele Fans der frühen Jahre ist die Deutsche Oper so eine Art Zuhause. Etwa 140 000 Euro haben die Förderer aufgebracht für die Renovierung. Seit das Haus rund sechs Wochen nach dem Mauerbau mit „Don Giovanni“ eröffnet wurde, wurde kaum was verschönert. Nach der Entrümpelung kommen neue Herausforderungen, über die Karlheinz Knauthe, der stellvertretende Vorsitzende des Förderkreises, sprach. Künftig wollen sich die Freunde stärker der Kommunikation zwischen Kunst und Mensch widmen, wollen sich auch dem Orchester noch mehr zuwenden.

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