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Die Aussichten: heiter.

© dpa

Berlin: Was für ein Panorama

103 Meter Pergamon: Am ersten Tag kamen etliche Besucher zur neuen spektakulären Schau ins Museum – und staunten

Die Grillen zirpen und über den Häusern und Tempeln der Stadt und den sie umgebenden Hügeln liegt ein blaues Licht. In den Häusern glimmen Öllampen. Langsam verändert sich das Panorama, es wird heller und die ersten Vögel beginnen zu zwitschern. Irgendwo bellt ein Hund, ein Baby lacht – Pergamon erwacht. „Das ist beeindruckend“, sagt Wolfgang Ziebart. Sobald es möglich war, hat er sich im Internet ein Zeitfensterticket für den Eröffnungstag der Sonderausstellung „Pergamon – Panorama der antiken Metropole“ im Pergamonmuseum reserviert. Nun steht der 56-jährige Pankower in dem von dem Künstler Yadegar Asisi gestalteten, 24 Meter hohen und 103 Meter langen Rundum-Panorama der antiken Stadt, vor all den Alltagsszenen eines Apriltages im Jahr 129 nach Christus, und staunt. „Überrascht bin ich, dass der Pergamonaltar im Vergleich zur Stadt so klein wirkt. Und dass der Gigantenfries am Altar bunt gewesen ist“, sagt Ziebart beim Blick von der 15 Meter hohen Aussichtsplattform. Denn er weiß von früheren Museumsbesuchen: An der berühmten Teilrekonstruktion des Altars im Pergamonmuseum findet sich nichts Farbiges. „Ich finde es toll, dass man nun im Panorama sehen kann, wie es womöglich tatsächlich gewesen ist“, so Ziebart. Er freue sich schon darauf, diese Eindrücke mit den Exponaten im Museum zu vergleichen.

Ziebart ist mit seinem Online-Ticket ganz ohne Wartezeit in das Pergamon-Panorama in der gasometerähnlichen Rotunde im Ehrenhof des Pergamonmuseums gekommen. Wer am gestrigen Eröffnungstag einfach so hierher kommt, muss in der warmen Herbstsonne anstehen. Doch die Menschenschlange ist überschaubar, und es geht gut vorwärts. „Kein Wunder“, sagt eine Museumsangestellte. „Heute haben anstelle von zwei gleich sechs Kassen geöffnet.“ Und so müssen die meisten Besucher nicht mehr als höchstens eine halbe Stunde ausharren. So wie Anita und Alfred Blasendorff aus Pankow, die zu den wenigen Berlinern in der Schlange gehören. Denn vor allem warten hier Touristen auf Einlass, die teilweise noch gar nichts von der neuen Ausstellung wissen und das Pergamonmuseum sowieso auf dem Plan hatten. „Wir wollten bewusst so schnell kommen, weil wir am Wochenende in Urlaub fahren“, sagt hingegen Anita Blasendorff. Sie kennt Asisi schon aus Leipzig, wo der Künstler den Dschungel von Amazonien in einem 360-Grad-Panorama eingefangen hat.

Während die meisten Besucher begeistert sind von Asisis Stadt, gibt es auch einige, denen das Ganze zu viel Idylle, zu viel Perfektion und Projektion ist. „Niemand leidet in dieser Stadt, alle sind wohlauf, fröhlich und in Feierlaune. Das ist schief“, findet ein Besucher, Dozent an einem historischen Institut. „Hier wird vor allem unsere Sehnsucht nach einer heilen antiken Welt ausgedrückt, weniger die einstige Realität“, sagt der 52-jährige Dresdener. Er freue sich daher mehr auf die zum großen Teil noch nie gezeigten rund 450 Exponate der Sonderausstellung über die Geschichte, Kunst und Kultur Pergamons. Sie werden von vielen Besuchern dann auch nicht weniger eifrig als das Panorama studiert. „Nun kann man sich eben alles viel besser vorstellen“, sagt Alberto Nejado in einem Raum, der unter anderem Töpferware zeigt und dem Kunsthandwerk Pergamons gewidmet ist. Nur eine knappe Woche ist der Argentinier in Berlin, und gleich am ersten Tag ging es nach Pergamon.

Am Kupfergraben. Bis 30. September 2012. Montag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr, Donnerstag von 9 bis 21 Uhr. Tickets für das Panorama und die Sonderausstellung 18 Euro, für das Pergamonmuseum mit Sonderausstellung oder nur für das Panorama jeweils 13 Euro, Ermäßigungen u.a. für Kinder und Jugendliche. Online-Tickets und Info-Telefonnummern unter der Adresse www.pergamon-panorama.de

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