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Berlin: Was Kinsey schon immer über Sex wissen wollte

Zum Schluss noch ein Star: Liam Neeson stellte seinen Film über den amerikanischen Forscher vor

Oskar Schindler, Rob Roy, Michael Collins, jetzt der Sexualforscher Alfred Kinsey und vielleicht bald schon, wieder unter der Regie von Steven Spielberg, US- Präsident Abraham Lincoln – kann das nur Zufall sein, oder interessiert sich Liam Neeson als Schauspieler besonders für reale historische Figuren als Herausforderung? Das ist er vermutlich schon oft gefragt worden, und so kommt die Antwort routiniert und präzise. Nein, diese scheinbare Häufung hat nichts zu bedeuten. Vielleicht fünf reale Figuren habe er bislang dargestellt, das sei bei 40 Filmen doch nicht eben viel. Und ob aus Lincoln wirklich etwas wird, weiß er ohnehin nicht. Es sei noch zu früh, und wenn er darüber rede, mache er das Projekt womöglich kaputt.

Ein fast wortkarger, spröde wirkender Mann sitzt da im Hyatt neben seinem Regisseur Bill Condon, gesundheitlich heute nicht ganz fit, wie es später heißt. Seine Auskünfte sachlich, was nach der Comedy-Show von Will Smith am Abend zuvor erfreulich ist, angesichts des lustvollen Filmstoffs aber ein wenig irritiert. Wobei natürlich nicht zu erwarten war, dass Neeson jetzt in aller Öffentlichkeit von seinem Sexleben plaudert. Versuche, ihn dazu zu animieren, hat es in dieser Runde gegeben – erfolglose, wen wundert’s. Nur so viel: Als einer, der in den Fünfzigern in Nordirland aufgewachsen ist, konnte er sich die Situation Kinseys in der repressiven amerikanischen Gesellschaft gut vorstellen. Bei ihm in Nordirland ging es nicht besser zu. Bis in die 70er Jahre seien die Kinsey-Bücher verboten gewesen, so habe er über den Forscher vor dem Film nur wenig gewusst.

Die Wissenslücken hat er gründlich gefüllt, mit Biografien und vielen Materialien aus dem Institut des Forschers. Auch einige alte Mitarbeiter waren noch da. Ob er für die Rolle seine Sexualität erforscht habe? Das tue doch jeder. Den Film sieht Neeson als hochaktuell an, verweist auf die Reaktionen in Amerika. Das Land, so scheint es ihm, verfalle wieder in eine Phase, die der des Kalten Kriegs in den Fünfzigern sehr ähnlich sei.

Eine schizophrene Gesellschaft, das sieht auch der Regisseur so. Was ihn besonders erschreckt habe: Sogar der öffentliche Sender in New York wollte keine Werbung für den Film annehmen.

Was Neeson an Kinsey besonders imponiert hat? Die „außerordentliche Energie“, der „Pioniergeist“, die ihn letztlich am Leben gehalten hat. Und wenn er ihn in seiner Bedeutung mit anderen Forschern vergleichen soll, muss Neeson nach Namen nicht lange suchen: Galilei, Pascal, Newton.

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