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Was macht die Familie?: Den Viren trotzen

Wie eine Mutterdie Stadt erleben kann.

Manche Sätze sollte sich eine Mutter gegenüber ihrer Tochter verkneifen – auch wenn sie der Wahrheit entsprechen. Einer dieser Tabusätze heißt: „Habe ich dir doch x-mal gesagt!“ Der hat so etwas Besserwisserisches. Die Reaktionen darauf sind vorhersehbar. Sie reichen im günstigsten Fall von genervtem Augenrollen bis hin zu einem Wutausbruch – bisweilen nannten wir das dann Zwergenaufstand. Auch dieses Wort sollte man besser meiden. Denn die Reaktionen darauf reichen im günstigsten Fall von genervtem Augenrollen ...

Kürzlich ist mir dieser eine Tabusatz mal wieder entschlüpft. Dabei habe ich mich so darum bemüht, ihn nicht zu sagen. „Das glaube ich jetzt nicht; das hilft mir auch nicht weiter“, entfährt es Charlotte ziemlich gereizt. Denn sie steht vor einem ernsthaften Problem. Sie hat sich infiziert. Nun ja, nicht sie ist infiziert, sondern ihr Laptop, über diesen hat sich einer dieser fiesen Viren hergemacht. Der üble Trojaner, von dem in letzter Zeit überall die Rede ist, nistete sich anscheinend auch noch ein. „Wo hat sie sich den denn eingefangen“, fragt mich die Freundin, der ich davon erzähle. Und sie klingt genauso mitfühlend wie früher, als sie sich nach Windpocken oder Mittelohrentzündung erkundigte. Der Cyber-Virus ängstigt uns inzwischen fast mehr als ein reales Virus.

Charlottes größte Sorge bei ihrem verseuchten Computer gilt vor allen ihren zehntausenden Fotos und den vielen, vielen Musikdateien, die sie teuer bezahlt hat. Jetzt kommen die mütterlichen Belehrungen ins Spiel. Wie oft habe ich meine Tochter darauf hingewiesen, dass sie ihre Daten auf einer externen Festplatte speichern soll. In regelmäßigen Abständen habe ich das gepredigt. Das weiß doch jeder, dass man Daten, die einem wichtig sind, noch einmal an einem anderen Ort speichern soll. Aber wie das eben so ist. Dazu müsste man sich einen solchen Datenträger kaufen. Dazu müsste man ein wenig Geld ausgeben, das man dann nicht in viele hübschere Dinge stecken kann. Dazu müsste man sich dann einmal die Zeit nehmen. Es gibt also etliche Gründe, warum es nie gemacht wird.

Und jetzt ist der Katzenjammer da. Lassen sich die Daten retten, ohne übel verseucht zu sein? Inzwischen ist die Festplatte gekauft; viele Daten sind schon übertragen. Wenn die Überprüfung, ob diese virenfrei sind, fertig ist, dann werde ich darauf auch mal mein Archiv speichern. Nicht, dass meine Tochter mir mal hämisch entgegnet: „Und was hast du mir x-mal gesagt?“ Sigrid Kneist

Festplatten gibt es in jedem Elektronikmarkt.

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