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In der Monkey-Bar

© dma

Was macht die FAMILIE?: Ein Date ohne Tragödie

Von der Monkey Bar aus hat man einen spektakulären Blick über Berlin - mit und ohne Kind

Bei unserem ersten Date als Eltern wurde ich vor vollendete Tatsachen gestellt: Theaterkarten und Babysitter waren schon besorgt. Widerwillig ging ich aus der Wohnungstür, unter dem Protestgebrüll des Babys. Ein halbes Jahr alt war unser Sohn damals. In den folgenden zwei Jahren war jeder weitere Abschied vor einem Babysitter-Abend eine tränenreiche Tragödie. Das Schluchzen dauerte zwar immer nur wenige Minuten, dann fiel den Babysittern eine Ablenkung ein. Meist war mir dann aber schon die Lust am Weggehen vergangen.

Vor kurzem stand ein Kindergeburtstag bei einem Kita-Kumpel zuhause an – zum ersten Mal an einem Sonntagnachmittag. „Komm allein, wenn du dich traust“, stand auf der Einladung. Ob er sich wohl trauen würde? Ich hoffte trotz der Vorgeschichte auf die Gelegenheit für ein Eltern-Date ohne Tragödie.

Sonntagnachmittag in einer Schöneberger Altbau-Wohnung. Nach und nach verabschiedeten sich die Eltern der anderen Kinder. Gleich würde es Kuchen geben. „Sollen Papa und Mama losgehen und dich um sechs wieder abholen?“, fragten wir. Er war erst unschlüssig. Doch dann gab er uns einen Kuss und ging wieder spielen. Wir konnten es kaum fassen. Wir standen im eiskalten Schöneberg auf der Straße und wussten nicht Recht wohin. Wir hatten keine Pläne gemacht – und wollten doch etwas Besonderes unternehmen. Der Vater meines Sohnes hatte eine Idee: Einen kurzen Spaziergang später fuhren wir mit dem Lift in den zehnten Stock des „25hours hotel“.

In der vollen Monkey Bar fanden wir gerade noch zwei Plätze mit spektakulärem Blick über ein graues Berlin. In der Ferne starteten Flugzeuge. Wir entspannten uns. Aber ein kinderfreier Nachmittag wurde es nicht: Zwischen uns und dem Ausblick räkelte sich ein Fünfjähriges Mädchen auf den Loungelementen und ließ sich in unregelmäßigen Abständen lautstark von seinem Papa durchkitzeln. Neben uns redeten Mittfünfzigerinnen laut über eine Bekannte: „Die wollte den Flüchtlingen gar nicht wirklich helfen. Die wollte nur ein Flüchtlingsbaby haben.“ Und dann ging es um einen unerfüllten Kinderwunsch und die eigenen Sprösslinge. Kein Wunder, dass wir uns auch hauptsächlich über unseren Sohn unterhielten: „Nächstes Mal nehmen wir ihn mit hierher“, sagte der sehnsuchtsvolle Papa. Und dann war es auch schon Zeit, unser Kind abzuholen. Es begrüßte uns kurz und spielte dann weiter.

Abends, kurz vor dem Einschlafen, hatte er dann aber doch noch eine Frage: „Mama, warum seid ihr weggegangen?“ Ich sagte etwas davon, dass alle anderen Eltern ja auch weggegangen seien. Er fragte nicht weiter. Ich hatte aber das Gefühl, dass er mit der Antwort nicht ganz zufrieden war.

Monkey Bar, Budapester Straße 40

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