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Alpakas sind unglaublich flauschig.

© picture alliance / ZB

Was macht die Familie?: Flauschige Alpakas an der Leine

Wie ein Vater die Stadt erlebt: Stefan Jacobs erweitert die tierischen Kenntnisse seiner Tochter.

Klavierstunden und Babychinesisch gibt es bei uns nicht. Aber ein bisschen naturwissenschaftliche Bildung kann Lina mit ihren viereinhalb Jahren vertragen, finde ich. Was wir kürzlich gelernt haben: Ein Fahrrad fällt um, wenn man anhält. Schuhsohlen schmelzen am Lagerfeuer, das Regenwasser aus unserer Straße fließt direkt in den nächsten See (Danke an den „Spülmannszug“ der Wasserbetriebe!), links ist auf dem Rückweg rechts, Meisen sehen manchmal die geschlossene Balkontür nicht, und wenn der Vollmond genau durch die Lücke zwischen Jalousie und Fensterrahmen scheint, schläft die Oma schlecht.

Hinzu kommen Linas selbst gewonnene Erkenntnisse: „Bei Einhörnern bleibt der Stachel nicht drin, wenn sie jemanden stechen“, hat sie berichtet. „Und sie sterben auch nicht.“ Das unterscheidet Einhörner von Bienen, über die Lina sagt: „Bei denen fliegen nur die Mädchen rum. Die Jungs bleiben zu Hause.“ Dabei wurde mir bewusst, wie fundamental sich die Lebensentwürfe von Honigbienen und CSU-Politikern unterscheiden, aber das nur am Rande.

Ausflug mit Alpakas

Wir wollten das letzte goldene Herbstwochenende für einen Ausflug nutzen, bei dem wir an frischer Luft unsere faunalen Kenntnisse erweitern könnten. Also waren wir im Tierpark Friedrichsfelde – und kamen aus dem Staunen nicht mehr raus, bevor wir überhaupt drin waren. Es gibt zum Ticket jetzt nämlich ganz selbstverständlich einen Parkplan. Noch vor zwei Jahren war der Park eine unbeschilderte Terra incognita, auf der Wege über karge Wiesen mit gelegentlichen Tieren führten, bevor das Terrain nach hinten hin verrumpelte. So war der Tierpark eine teure Möglichkeit, spazieren zu gehen, aber denkbar ungeeignet für Kinderbeine.

Und jetzt: Kaum hatten wir unseren Parkplan entfaltet, kreuzten drei freundliche Tierpfleger mit angeleinten Alpakas unseren Weg. Alpakas fühlen sich so unglaublich flauschig an, als hätte Lenor das Kamel für Kinder neu erfunden. Die Tierpfleger beantworteten geduldig Fragen, die Alpakas käuten wieder und wieder, die Besucher waren dankbar.

Gehege des riesigen Tigers Darius

Dann kam die Dschungelbahn vorbeigebrummt, auf der laufradlose Kinder und erschöpfte Erwachsene größere Strecken kostenlos überbrücken können. Ein Stück weiter rasten die Affen mit Gebrüll durch den begehbaren Vari-Wald. Nebenan stand ein freundlicher Eisverkäufer, warnte vor den diebischen Affen und fragte, ob man zum Eis fürs Kind nicht noch ein eigenes möchte; „kommt doch dem Tierpark zugute“. Also gut, zwei Eis.

Und damit weiter zum Raubtierhaus. Dort hing vor dem allzu kleinen Gehege des riesigen Tigers Darius eine Art Entschuldigungszettel. Auf dem stand, dass Darius allmählich an seine nebenan lebende Familie gewöhnt werden muss und dass das leider nur in dieser gefliesten Tristesse möglich sei.

Bewohner und Besucher

All das hinterlässt den Eindruck, dass im Tierpark neuerdings Bewohner und Besucher gleichermaßen gern gesehen sind. Und das schon bevor die großen Pläne des Chefs Andreas Knieriem in Angriff genommen worden sind. Man fühlt sich auf einmal so willkommen hier, dass man am liebsten wiederkommen möchte.

Während ich solchen Gedanken nachhing, freute sich Lina über zwei alte Bekannte: Dragan und Alisha, die Tigerkinder, die wir im Frühjahr im wunderbaren Zoo von Eberswalde beim Spielen beobachtet hatten. Sie sind nach Friedrichsfelde umgezogen. Und wir kommen jetzt öfter.

Tierpark Berlin: tgl. 9–17 Uhr, Eintritt: 12 € (Erw.) / 6 € (Kinder 5–15 Jahre).

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