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Das Kindercafé Ballon liegt direkt am Arnswalder Platz im Bötzowviertel. Die kleinsten Gäste rutschen ins große Bällebad, die Eltern sitzen an den Tischen rundherum. Im Hinterzimmer gibt es einen kleinen Indoor-Spielplatz mit Klettergerüst auf zwei Ebenen. Hier können Kinder ins Bällebad rutschen. Und natürlich gibt es auch noch Schaukelpferd, Bobbycar und Co. In der wärmeren Jahreszeit organisiert das Café regelmäßig an Sonntagen Flohmärkte an der Bötzowstraße. Der nächste findet am 10. April statt. An Wochentagen ist das Café von 14 bis 19 Uhr geöffnet, am Wochenende schon ab 10 Uhr.  Bötzowstraße 49 in Prenzlauer Berg, www.cafe-ballon-berlin.de

© Daniela Martens

Was macht die FAMILIE?: Von Höllenmaschinen und Bällebädern

Wie man den Sohn zu einem Latte-Macchiato-Kind erzieht

Ich muss ein Geständnis ablegen: Ich trinke gern Milchkaffee. Ich mag Cafés – und ich bin eine Mutter. Das macht mich wohl zu einem Feindbild für gewisse Leute: Zu einer sogenannten Latte-Macchiato-Mutter. Neulich bekam ich einen Leserbrief von einem Mann, der sich selbst als „Diplompädagoge“ bezeichnet: „Statt in Ruhe zu Hause zu stillen und sich dieser innigsten aller Mutterfreuden nach Herzenslust hinzugeben, trifft sich die moderne Mutter lieber zur Trophäenschau mit ihren mindestens fünf besten Freundinnen zum gemeinsamen Plausch mit Latte Macchiato beim Lieblingsitaliener um die Ecke, um die nächsten Karriereprojekte strategisch durchzuspielen. Sie stört sich dabei kein Stück an der abenteuerlichen Akustik, setzt ihr Baby ohne Skrupel dem brachialen Lärmpegel der obligatorischen Höllenmaschinen namens Lavazzo & Co. aus. Was für eine absurde Gesellschaft?!“

Zum Glück habe ich jemanden, der so denkt, noch nicht persönlich getroffen. Das liegt wohl auch daran, dass wir nicht ganz in denselben Kreisen verkehren. Zu meinen Kreisen gehörten in den letzten knapp drei Jahren nämlich vor allem Kindercafés. Zum Italiener um die Ecke bin ich mit meinem Baby und dann Kleinkind nie gegangen. Dort hat man nämlich als Mutter eines Babys oder Kleinkinds ganz bestimmt keine Möglichkeit sich mit fünf Freundinnen über die Karriere auszutauschen (was war das noch mal?).

Brachialer Lärm macht das Kind - nicht die Kaffeemaschine

Dort ist es nämlich nicht vor allem zu laut für die Kleinen. Sondern zu langweilig. Die Aufmerksamkeit, die sie brauchen, fordern sie dann unerbittlich und lautstark ein. Der „brachiale Lärm“, von dem der Diplompädagoge schreibt, kommt dann aus dem Mündchen des geliebten Mini-Quälgeists. Das Geräusch der Espresso-Maschine ist ein leises Wispern dagegen. Ich persönlich kenne keine Mutter, die sich weiter unterhält, während ihr Kind schreit – das geht schon aus ganz praktischen Gründen nicht: Man hört nämlich nichts mehr.

Im Kindercafé dagegen ist das Kind auch mal abgelenkt – von Bällebädern, anderen Babys und Kleinkindern, mit denen man sich um das tolle, weil unbekannte Spielzeug streiten kann. Die Allerkleinsten liegen einfach staunend auf gemütlichen Babydecken und gucken fasziniert den Größeren beim Spielen zu. Meistens sind kleine Kinder in Kindercafés besser gelaunt als zu Hause. Denn nicht nur den Müttern, sondern auch den Kindern fällt in der Wohnung irgendwann die Decke auf den Kopf. So kommt Mama mal kurz dazu, den nervenstärkenden Kaffee zu trinken, den man sich zu Hause gar nicht erst zubereiten könnte, weil das Kind quakend am Hosenbein ziehen würde. Strategische Unterhaltungen mit anderen Müttern funktionieren trotzdem auch im Kindercafé selten. Denn der Mutter-Radar ist immer auf das Kind gerichtet: Mal steckt es sich etwas in den Mund, das da nicht hineingehört. Oder es setzt zu irgendeinem waghalsigen Stunt an. Mal möchte es gestillt werden (daran stört sich in Kindercafés übrigens kein anderer Gast – schließlich sind die anderen auch alle Eltern). Oder es will, dass Mama ein Bilderbuch vorliest.

Mama, ich will auch Kaffee

Eins kann man mir allerdings vorwerfen: Ich habe meinen inzwischen fast dreijährigen Sohn wohl unabsichtlich zu einer Art Latte-Macchiato-Kind erzogen. „Mama, ich will nicht nach Hause: Ich will ins Café gehen“, quengelt er jetzt oft, meist gegen sechs Uhr abends, wenn ich ihn vom Spielplatz weglotsen will. „Die Kindercafés haben jetzt schon alle zu“, sage ich dann. „Waru-hum?“ „Weil die Kinder jetzt bald alle ins Bett gehen.“ „Waru-hum?“ Und so weiter. Wenn es regnet, gehen wir seit einiger Zeit nachmittags manchmal in ganz normale Cafés. Nicht in laute Italiener an Ecken, sondern in ruhige Cafés in Nebenstraßen. Dort kuscheln wir uns auf ein Sofa und lesen Pixi-Bücher, die ich immer dabeihabe. „Mama, ich will auch Kaffee“, sagt mein Latte-Macchiato-Kind dann manchmal.

Adressen von Kindercafés, die wir schon in der Rubrik „Spielort“ vorgestellt haben, finden sich in einer Bilderstrecke unter www.tagesspiegel.de/familie

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