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Berlin: Was Männer wünschen

Handel erwartet Ansturm der Geschenkekäufer.

Am Sonnabend ging sie in den Potsdamer Platz Arkaden schon mal auf Geschenketour. Und am vierten Advent, dem zweiten verkaufsoffenen Sonntag in Berlin, will Emily Skrybczak ihre Präsenteliste endgültig abhaken. Doch die 14-Jährige aus Hohen Neuendorf hat, wie offenbar viele Mädchen und Frauen, ein Problem: „Von Männern weiß man so wenig“, stöhnt sie. Ihr Vater habe nur ,egal‘ gesagt, als sie ihn nach Wünschen fragte. Deshalb rätselt Emily, was sie ihm am besten unter den Christbaum legt. Ein Fragezeichen, das auch Anna Ciupka (24) aus Hannover bewegt. Die Krankenschwester ist zum sonntäglichen Weihnachtsshoppen nach Berlin gekommen und geht am Sonnabend in Mitte bei einem Espresso schon mal alles durch, „was Papa toll findet“ – aber da gibt’s nicht allzu viel. Doch dann fällt ihr ein . „Er kann sich nicht anziehen. Trägt immer diese Billigjeans.“ Also: Eine schicke Hose mit Ledergürtel, das wär’s.

Berlins Geschäfte sind am Sonntag für den Käuferansturm „gut gerüstet“, wie Günter Päts vom Einzelhandelsverband Berlin-Brandenburg sagt. An diesem Wochenende erwartet er die größten Umsätze in der Weihnachtssaison 2011. Seit einigen Jahren beobachte man, „dass die Leute immer kurzfristiger vor der Bescherung ihre Geschenke besorgen“. Außerdem war der erste verkaufsoffene Sonntag am zweiten Advent verregnet, potenzielle Kunden blieben zu Hause. Auch deshalb hofft Päts nun auf den vierten Advent. Und da viele Käufer ihren Shopping-Tag gerne auf einem Weihnachtsmarkt ausklingen lassen, haben deren Betreiber gleichfalls hohe Erwartungen. Das bisherige Schmuddelwetter hat auch ihre Geschäfte ein wenig vermiest.

Wie findet man selbst in Problemfällen treffsicher das richtige Geschenk? Da waren manche Kunden schon am Sonnabend mit klaren Strategien unterwegs. In den Modeläden am Potsdamer Platz gingen Krawatten, Schals oder Handschuhe gut, „mit denen man nichts falsch machen kann“, so eine Kassiererin. Oder Unterwäsche, Shorts und Socken, „weil viele Frauen meinen, da hätten ihre Männer Nachholbedarf“. Andere Kundinnen steuerten gezielt auf Läden wie „Tabacs & Cigars“ zu, wo es Whisky und im Humidor kubanische Edelzigarren gibt.

Ulrich Reinhardt, Freizeitforscher von der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, hat das Problem „Männergeschenke“ analysiert. „Schuld daran, dass man nicht weiß, was man für sie kaufen soll, sind die Männer selbst“, sagt er. Erstens hätten sie weniger Hobbys als Frauen – und für die wenigen Steckenpferde dann meist schon eine komplette Ausstattung. „Und sollten sie doch noch etwas brauchen, würden sie einer Frau nie zugestehen, das Richtige zu kaufen.“

Reinhardt denkt da an die richtige Metallbohrergröße oder Angelhaken. Der zweite Grund sei noch banaler. „Männer sind praktisch veranlagt. Dekozeug oder ein besonderes Rasierwasser macht vor allem die Älteren nicht glücklich.“ Bei den Jüngeren ändere sich das langsam. Reinhardts Tipp: „Schenken Sie Zeit. Einen Wellnesstag, ein Essen zu zweit, ein Theaterbesuch, ein Wochenendausflug.“ Zeit sei die kostbarste Ressource. „Da kann man wenig falsch machen.“ das/cs

Am vierten Advent sind die meisten Geschäfte von 13–20 Uhr geöffnet. Den Spandauer Weihnachtsmarkt kann man bis zum 23. Dezember besuchen, die Märkte am Schloss Charlottenburg, Opernpalais und Alexanderplatz bis zum 26. Dezember, den Markt am Breitscheidplatz bis 1. Januar.

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